Ja ich versuche immer mein Bestes zu geben. Für das Kind. Vor dem Kind.
Was aber wenn es mal nicht gelingt?
Versuche ich es zu vertuschen und zu überspielen? Oder gehe ich offen damit um?
Streit zwischen den Eltern beispielsweise. Ja, das gibt es auch bei uns.
Und lässt sich leider nicht immer vermeiden.
Anfangs wollte ich auf Teufel komm raus nicht vor dem Kind streiten.
Das sollte natürlich auch vermieden werden. Ist klar.
Aber wenn es passiert, ist das so.
Und dann darf das Kind es auch mitbekommen.
Finde ich.
Denn: das ist normal. Und gehört zum Leben.
Ich gehe sogar soweit und sage, das streiten hilft.
Dem Kind.
Fürs Leben.
Meine Eltern zum Beispiel haben sich nie, NIE, offen vor uns gestritten.
Zumindest erinnere ich mich nicht daran.
Als ich 12 war und meine Eltern sich trennten, fiel ich aus allen Wolken.
Aber abgesehen davon, kann ich heute mit Kritik sehr schlecht umgehen und Konflikte schlecht aushalten.
Ich behaupte jetzt mal das es unteranderem daran liegt, das ich nie streiten mitbekommen habe.
Wie soll man auch streiten und Konflikte lernen, wenn man konfliktfrei groß wird.
Klar gibt es Streit unter Freunden.
Was völlig anders ist als mit Eltern, oder zwischen den Eltern.
Ich war ein sehr harmonisches und friedliches Kind.
Und groß rebelliert habe ich in der Pubertät auch nicht.
Dabei ist das doch normal. Und in Ordnung. Hilft für später. Im Berufsleben.
Beispiel: Der Chef ist mit der Arbeit unzufrieden und es hagelt Kacke.
Ich habe aber nie gelernt mit Streit umzugehen und mit dem daraus resultierenden Ergebnis,
das man sich trotzdem lieb hat. Die Welt nicht untergeht. Trotz Streit.
Ich bin also überfordert.
Was mache ich denn jetzt? Werde ich gefeuert?
Völlige Überforderung.
Alles überspitzt. Ist klar ne?
Nur Gedankenansätze.
Was ich sagen will ist, das wir uns nicht schlecht fühlen müssen,
wenn wir doch mal vor dem Kind streiten.
Klar sollten keine Teller fliegen.
Aber Streit gehört zum Leben dazu.
Sich reiben. Anderer Meinung sein.
Wie soll denn ein Kind auch lernen für sich und seine Meinung einzustehen,
wenn es nie lernt, nie sieht das die Eltern das auch tun.
Das fängt beim Diskutieren.
Ja auch Streit muss gelernt und vorgelebt werden.
Ganz wichtig ist hinter das Vertragen.
Vertragen, offensichtlich und offen vor dem Kind, ist wichtig.
Somit sieht und merkt das Kind, Streit ist in Ordnung und kein Weltuntergang.
Außerdem, wenn ich versuche Streit abzuwehren, wird es für die Kleinen nur noch schwieriger.
Denn das zu verstehen und zu deuten wird für die Kleinen dann unmöglich.
Also streitet euch leidenschaftlich aber nicht aggressiv und liebt euch leidenschaftlich.
Es wird eure Kinder bestimmt nicht traumatisieren.
Darüber reden und wie gesagt offen vertragen.
Aber lasst uns darüber diskutieren.
Wie steht ihr zu dem Thema?
Wie geht ihr mit Streit vor dem Kind um?
War sind eure Erfahrungen.
Du sprichst mir aus der Seele. Ich sehe es ganz genau so. Ich finde streiten lernen ist sehr wichtig! „Gesunde Streitkultur“ und so. Und man kann nichts lernen wenns einem keiner beibringt. Und nur wenn zu Hause auch ab und zu mal die Fetzen fliegen können Kinder lernen, dass Streit ein alltäglicher und ganz normaler „Begleiter“ unseres Lebens ist. …aber wie du schon sagtest: Ohne Aggression! Und: Liebe gehört ganz genau so (und sogar noch mehr!) dazu! Und das sollten Kinder auf dem gleichen Weg lernen und vorgelebt bekommen!
❤
Wir streiten auch vor den Kindern. Wir vertragen uns ja auch wieder vor den Kindern. Ich finde das auch wichtig.
Unser Sohn hat mal im Kindergarten erzählt das Mama und Papa sich gestritten haben. Der Erzieher hat mich dann in einem ruhigen Moment darauf angesprochen und meinte er fände es toll dass wir vor den Kinder streiten. Das wäre wichtig und gehört zum Leben und so lernen sie auch dass man sich wieder verträgt und dass Streiten wichtig ist und dazu gehört.
Wie sollen die Kinder sonst auch selber streiten lernen wenn die Eltern, die wichtigsten Menschen in ihrem Leben, es ihnen nicht vorleben?
Wobei ich sagen muss dass sich die Situation hier auch vor ein paar Wochen drastisch verändert hat und wir uns im Moment etwas zurück halten mit dem leidenschaftlichen Streiten. Zumindest bis unser Sohn wieder diese Sicherheit zurück erlangt hat und begreift dass Streit nicht gleich Trennung bedeutet.
Von den Freunden meines Sohnes ist so gut wie kein Elternpaar mehr zusammen. Es ist für mich schon krass diese ganzen Trennungen anzusehen. Wie dann erst für ihn? Er hat vor allem die Trennung der Eltern bei seinem besten und ältesten Freund sehr stark miterlebt und auch erlebt wie sich das Kind dadurch verändert hat.
Und so kam es, dass er vor ein paar Wochen bei einem Streit weinend vor uns stand und meinte, er wolle nicht dass wir uns auch scheiden lassen und Mama woanders wohnt als Papa.
*bäm* Da war der Streit schlagartig vergessen. Ich fragte fassungslos wie er darauf komme, er antwortete er habe Angst wegen seinem Freund und das dessen Eltern sich ja auch mal lieb hatten und jetzt nicht mehr. Sohnemann saß dann bei Papa auf dem Schoß, der ihm ruhig erklärte dass wir uns nicht scheiden lassen würden, dass wir uns doch lieb haben und er wisse dass wir uns auch wieder vertragen.
Aus einem gewissen Blickpunkt war der Streit ja hier auch wieder für etwas gut. Er hätte sonst vielleicht nie von dieser Sorge erzählt, dass ihn das beschäftigt. So können wir darauf eingehen.
Ich denke, wahrscheinlich auch durch meine pädagogische Ausbildung, dass im Umgang mit Kindern das wichtigste ist, dass man authentisch und “echt” ist. Alles andere würde das Kind doch nur verwirren. Und Streit gehört da nun mal auch zu. Ich bin komplett Deiner Meinung ☺️
Auch bei uns wird gestritten – und das vor den Kindern. Wir haben auch versucht, es vor den Kindern zu verbergen. Die sind allerdings schon größer und kommen aus Neugierde dazu, wenn`s mal fetzt (natürlich ohne Aggression und Kraftausdrücken). Diskussionen kommen bei uns auch vor, denn jeder hat ja seinen eigenen Kopf und seine eigene Meinung. Und danach wird wieder miteinander gelacht. Wir haben einen Grundsatz: Es wird kein Streit mit ins Bett genommen. Das heißt, es wird vorm Schlafengehen geklärt oder eben der Kompromiss eingegangen, dass es JETZT nicht zu klären ist. Und wir haben uns sehr lieb! Das sehen die Kinder ja auch. Und diskutieren – das können sie! Vor allem das Pubertier… ich wünsche Euch viel Spaß weiterhin am Streiten und Versöhnen! Lieben Gruß, Mama Bea.
Ein schöner Beitrag. Und ich bin da ganz bei dir. Übrigens in jederlei Hinsicht, denn auch ich bin streitfrei aufgewachsen und kann ebenfalls Konfliktsituationen schlecht aushalten. Allerdings lag und liegt dies in meinem Falle wohl auch einfach an meinem und am Wesen meiner Eltern, die wiederum und zum Glück seit mittlerweile 29 Jahre glücklich verheiratet sind.
Ich finde es ist vor allem wichtig, authentisch zu sein. Kinder sind so sensibel. Da kann man seinen Streit verstecken und hinter verschlossener Tür austragen, wie man möchte. Die Kleinen werden es IMMER merken. Vielleicht gar nicht bewusst. Und dennoch spüren sie instinktiv, dass etwa nicht stimmt. Ich bin vom Wesen her defintiv kein impulsiver Streiter. Noch weniger mein Mann. Aber ich diskutiere. Und ich bin hartnäckig, Konflikte aus der Welt zu reden. Dabei bin in überzeugt, dass es meinen Kindern gut tut, mitzubekommen, dass man auch mal unterschiedliche Meinungen haben kann – aber dass es sich lohnt, darüber zu reden und man dann viel besser damit umgehen kann. Das ist viel wichtiger und mit Sicherheit auch viel richtiger, als immer heile Welt zu spielen. In der Familie lernt man, was man für die großen Konflikte und Probleme im Leben benötigt: Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Vertrauen, Liebe – und zwar bedingungslos! Nur wer erlebt hat, dass er auch noch geliebt wird und die Welt immer noch in Ordnung ist, auch wenn man mal quer treibt, der traut sich dies auch außerhalb der Familie zu.