Ich bin kein Rechtsexperte..! Und jeder Fall ist sicherlich unterschiedlich.
Aus eigener Sichtweise und meinen Erfahrungen kann ich berichten.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Elternrecht ist unantastbar. Eltern haben das Recht ihre Kinder zu sehen.
Soweit das Gesetzt.
Wir müssen also den Umgangskontakt ermöglichen. Aber wir schauen, gemeinsam mit dem Jugendamt
und dem gesetzlichen Vormund, auf Schluuri. Geht es ihm damit nicht gut. Setzen wir die Treffen aus.
Oder sie finden seltener statt. Sagt das Jugendamt.
Soweit auch hier die Theorie.
Jetzt habe ich erfahren, das Eltern sich, zur Not, dieses Recht auch einklagen können.
Uns zwingen können. Zu einem Besuchskontakt.
Das das Kind hinterher ein bisschen durch den Wind ist, reicht nicht als Argument.
Ich muss das nicht gut heißen. Denn ich erlebe das verwirrte und verlorene Kind.
Nach den Besuchskontakten.
Vor allem wenn man bedenkt, dass viele leibliche Eltern ihre Kinder lange Zeit nicht sehen wollen.
Die Gründe für eine Inobhutnahme eines Kindes sind mannigfaltig. Das Thema lasse ich mal außen vor.
Trotzdem haben Eltern eine Führsorgepflicht.
Diesen Satz lasse ich einfachmal mal so stehen.
Wirklich krass finde ich, dass egal wie lange Eltern ihre Kinder nicht sehen wollten oder “konnten”, sie sofort das Besuchsrecht haben.
Sobald sie der Meinung sind ihr Kind sehen zu wollen. Und da finde ich stimmt etwas nicht.
Ja das Jugendamt schaut auch hier genau hin. Trotzdem bleibt ein Gefühl der Ungerechtigkeit.
Was ist das denn für eine Botschaft an die Gesellschaft?
Heute Kind? Morgen nicht? Kein Problem. Gibt ja Pflegeeltern.
Sich Jahre lang nicht kümmern wollen. Und dann, hoppla, da war ja was. Oder wie?
Klar es ist wesentlich komplexer.
Manchmal muss man es aber drastischer darstellen. Um es zu verdeutlichen.
Es geht nicht darum es den Eltern nicht zu ermöglichen. Ich bin ein absoluter Verfechter von Familie und Herkunft.
DAS. IST. WICHTIG.
Aber ich finde es schwierig. Für die Kinder.
Wie immer: Keine Wertung.
Das Leben kann echt beschissen sein.
Und ich will nicht in der Haut derer stecken, die sich aufgegeben haben weil ihnen Leid widerfahren ist.
Sobald ein Kind im Spiel ist sage ich trotzdem: BULLSHIT!
Get your shit together.
Es geht um ein Menschenleben. Ein schutzloses Leben. Das Führsorge und Liebe braucht.
Geht gerade nicht? Ist in Ordnung.
Wir Pflegefamilien kümmern uns um solche Kinder.
Auch auf Dauer.
Jetzt lebt ein Kind in einer Pflegefamilie. In deren Leben. Und dieses wird komplett umgekrempelt.
Alle 4 Wochen muss ein verunsicherter Wurm aufgepäppelt werden. Weil ein Treffen stattgefunden hat.
Man lebt mit dem Gefühlschaos des Kindes. Immer wieder.
Büßt Lebensqualität ein.
Aber man wollte es ja so. Wussten doch die Pflegeeltern worauf sie sich einlassen.
Die Realität fühlt sich anders an. Und genau das muss, darf und soll ausgesprochen werden.
Es geht immerhin immer ums Kindeswohl. Dieses Wort ist in aller Munde. Kindeswohl.
Pflegeeltern haben auch ein Recht.
Auf Leben.
Wir sind nicht der Fußabtreter.
Aber:
Kinder haben nur einmal leiblichen Eltern.
Sie sind die Herkunft. Gehören zur Geschichte des Kindes.
SIE. SIND. WICHITG.
Also finden Besuchskontakte statt. Solange sie dem Kind gut tun.
Und auch eine anfängliche Unsicherheit, ein Rückschritt,
ist auch ein Fortschritt.
Denn es bedeutet eine Auseinandersetzung.
Verarbeitung.
Nach dem 2. Besuchskontakt war ich unzufrieden. Mit dem Treffen. Mit der gesamt Situation.
Mit dem Jugendamt.
Das kann ich hier so offen schreiben. Denn ich habe das geklärt.
Ich habe mir Luft gemacht und unserer Sachbearbeiterin gesagt wie meine Gefühle aussehen.
Sie war ganz erschrocken. Denn das war ihr nicht bewusst.
Und auch keinen falls ihre Absicht.
Gut das wir gesprochen haben.
Ich war mir zwischenzeitlich nicht mehr sicher ob es hier um die Mutter oder das Kind geht.
Es geht um das Kind.
Immer.
Also werden, zur Not, die Besuchskontakte ausgedünnt. Oder ausgesetzt.
Natürlich muss mit der Mutter gesprochen werden. Sie muss es verstehen.
Aber den Takt gibt das Kind an. Sein Verhalten nach den Treffen ist der Indikator.
Und das würde ich, sollte ich eine Aussetzung der Treffen beantragen, immer wieder sagen.
Ich bin erwachsen. Ja, ich gebe offen zu: diese Treffen tuen mir weh. Das ist auch mein Sohn.
So fühlt es sich an. So empfinde ich es. So leben wir.
Deswegen an Euch andere Pflegeeltern da draußen:
Ihr müsst nicht alles mit machen. Nicht jede Hölle nach den Treffen ertragen.
Auch ihr habt Rechte. Sprecht mit euren Sachbearbeitern.
Es geht um das Kind.
Tut es dem Kind gut alle 4 Wochen aus seiner Komfortzone katapultiert zu werden?
Oder macht es Sinn einem Kind alle vier Wochen vor Augen zu führen was beim ihm nicht stimmt?
Das Kindeswohl ist es um das es doch geht.
Ich bin für Besuchskontakte. Für die Kinder. Aber jedes Kind ist anders.
Tut es einem kleinen Menschen nicht gut, sollten sie nicht stattfinden. Oder seltener.
Nicht unseretwegen. Der Kinderwegen.
Redet. Reden hilft. Scheut nicht vor euren Gefühlen.
Um des Kindes Willen.
Lieber Kevin,
ich verstehe deine Zeilen gut (auch wenn ich so etwas nicht erlebt habe). Das Wohl des Kindes sollte an erster Stelle stehen – und das passiert ganz oft nicht. Wie oft werden Kinder zu treffen mit leiblichen Eltern “genötigt” weil eben diese Rechte haben (nicht unbedingt in einem pflegekontext), obwohl sie sagen “nein ich will das nicht. ” oder auch “ich habe Angst”. So etwas ist absolut unverständlich.
Ich stand als Kind auf der anderen seite: ich wollte nichts anderes, als meinen Papa weiterhin sehen und eine Beziehung zu ihm haben. Meine Mama stand dem nie im Weg, sie hat uns ermuntert, Geschenke für den Papa gebastelt usw. Aber er wollte nicht. Blockte alles ab. Ich hatte über zehn Jahre ganz schlimm damit zu kämpfen. Denn: Er hätte sich dieses Recht einklagen dürfen. Aber verpflichtet? Nö. Ist er nicht. Und für einen angehenden Teenie war das alles andere als leicht und hat deutliche Spuren hinterlassen.
Ich finde deine Arbeit hier toll! Du stärkst Pflegeeltern in ihrer Wahrnehmung ihrer Kinder und deren Rechte.
Danke für deine Offenheit!
Alles Liebe,
Antonia
Liebe Antonia
Danke für Deine Offenheit =)
Und Danke für Deine Worte.
Liebe Grüße
Kevin
zu deinem blog ein paar Gedanken zur Zeit.ich fühlte mich schon als Fußabtreter als potentielle pflegefamilie noch bevor meine frau und ich überhaupt ne zusage bekamen.schrieb dir ja,dass wir es die tage gecancelt haben.und das was du schreibst unterstreicht vieles was wir bereits durch beruflichen backround wissen(sozialarbeietin in WG mit kindern/Jugendlichen+psychologin.)
Meine erkenntnis ist zum jetzigen Zeitpunkt die,dass man leider doch rechtlich nicht annähernd den eltern gleichgestellt ist..sei es elterngeld und vor allem auch offenen ansagen und aussagen gegenüber der eltern.ich neige die tage fast dazu,das das kindswohl nicht im Vordergrund steht(sicher gibt es Ausnahmen).vielmehr dreht es sich in erster linie um die Zusammenarbeit und „guten“ kontakt zur mutter/eltern.bloß nicht zu weit raushängen,kritisch werden und die fakten benennen (der lebenslauf,das Trauma,die nicht vorhandenen bindungen und liebe/nähe).da platzt mir manchmal der kragen.und da haben wir als WG noch nen anderen support als Einrichtung im Vergleich zu pflegeeltern.das band zu mutter/eltern ist so stark.echt egal was vorgefallen und ich hab die unvorstellbarsten dinge gelesen/gehört und gesehen.
welches kind hat es auf dem schirm,dass die ursachen in der Familie liegen?sagt man es den kindern nie?darf man es nicht sagen?irgendwer möchte das man es nicht sagt,damit sie die herkunftsfamilie nicht hassen..das ist aber die Wahrheit und zu welchem Preis benennt man es nicht?das ist ein großteil was ich in meiner Arbeit erlebe,was ihr fühlt und erfahrt mit eurem sohn und was meine frau mit pflegeeltern in der mutterKindKur bespricht.das ist bitter.
Hab weiter Respekt zu dem was ihr leistet.und es wird mir wieder mal bewußt was auch meine Arbeit macht..das ich damit „nur“ dienstlich was zu tun haben möchte.einfach weil das hilfesystem grenzen hat.
-ich hoff ich reiße meine Gedanken nicht allzu sehr aus dem Zusammenhang..bin einfach zu sehr in der materie und denke mit jedem deiner bilder und texte vor mich hin.oft dann unsortiert.-
Beste Grüße von der ostsee.claudia-folg dir nur auf instagram weil ich klassisch Facebook nicht habe.
Danke für Deine Gedanken. Für Deine Offenheit. Deinen Erfarungsschatz. Auch wenn er nicht so erfreulich ist…
Ich finde deine Wort schön formuliert und in vielen Punkten auch sehr treffend. Doch leider muss ich dir aus Erfahrung sagen, sprechen hilft nur, wenn auch gehört wird. Wenn die leiblichen Eltern ihr Recht einklagen und vor Gericht Recht bekommen, obwohl sie mehrere Jahre keinen Kontakt “wollten”. Dann muss das Kind funktionieren und zwar sofort. Da zählt kein ärztliches Attest, kein Bericht vom SPZ, keine Gespräche mit dem Jugendamt dem Vormund oder ähnliches. Selbst die Viel zu teuren, auf das kindeswohl ausgelegten Fachanwälte stimmen dem Elternrecht zu. Denn es ist ihr Recht!
Was wir derzeit erleben ich nenne es auch gerne überleben, ist an Absurdität kaum noch zu ertragen, aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich dazu schreiben denn so kann und darf es im Sinne des “Kindeswohls” nicht weiter gehen. Du kannst dich wirklich Glücklich schätzen, wenn deine Worte Gehör finden und du für euer Kind kämpfen kannst. Denn unsere Gerichte sehen das derzeit immer weniger im Auge des Kindes, als für die leiblichen Eltern. Brechen wir Kinderseelen, komme was wolle.
Ich wünsche euch weiterhin so eine tolle Zusammenarbeit mit Blick auf euer Kind. Alles Gute
Liebe Jana
Deine Nachricht trifft mich sehr. Und es tut mir unfassbar leid. Grausam für das Kind. Für Euch.
Da muss noch so viel passieren. Ich kann verstehen das Herkunft wichtig ist. Aber um jeden Preis? Um das Kindeswohl?
Ich würde mich freuen, wenn du soweit bist, deine Geschichte hier auf den Blog zu stellen.
Liebe Grüße
Kevin
Lieber Kevin,
Ich finde deine Worte treffen den Nagel so ziemlich auf den Kopf.
Wir sind selbst auch in der Situation drei Pflegekinder zu haben, wobei es sich hier um Verwandtenpflege handelt.
Die Mütter der Kinder sind also in unserem Fall Familie, so dass hier ständiger Kontakt herrscht.
Was auch oft schwer genug für uns ist, aber das ist ein anderes Thema.
Aber dieses hoch und heilige Elternrecht erleben wir auch immer bei uns, im Falle des Vaters.
Der kann sich auch mal ein Jahr einfach nicht melden und dann plötzlich ist die neue Freundin da und da fällt einem doch noch ein, das da ein Kind war!?!
Inzwischen ein Jahr älter, ein Weihnachten ist vergangen – und trotzdem muss das Kind ganz wie selbstverständlich zu Papa wollen?! Alles zum Kindeswohl….
Reden mit Sachbearbeitern kann helfen, aber ich habe auch das Gefühl das sämtliche unserer Argumente oftmals doch eher belächelt werden. Ganz nach der Devise, ja aber so ist das nun mal.
Es ist ja der Vater.
Alle 4 Wochen ist das Kind wie durch die Waschmaschine gejagt und man hat das einfach zu akzeptieren und kann das Kind nur versuchen aufzufangen. Das Jugendamt zieht bei uns immer den Vergleich zu einem Scheidungskind und das wars.
Inzwischen ist die Große schon fast 13 und stellt nun selbst Fragen (Wieso/Weshalb/Warum) und darf auch selbst angehört werden, wenn ihr an dem Umgang etwas nicht gefällt, aber auch das ist in unserem Falle eher Show. Das Verhalten des Vaters beeinflusst das in keinster Weise und seitens des Jugendamtes werden hier auch keine weiteren Maßnahmen getroffen.
Ich finde auch das die Eltern wichtig sind, aber ab einem gewissen Punkt haben diese Eltern, ihr Elternrecht meiner Meinung auch versagt und sollten eigentlich in der Position stehen, wo wir als Pflegefamilien stehen, nämlich rechtlich an zweiter Stelle.
Ganz liebe Grüße, mach weiter so….
Susanne
(Cazady2002 by Instagram)
Hallo Susanne
Wow. Danke für deine Nachricht.
Und wie hart. Wahnsinn.
Ich finde auch das da noch einiges getan werden muss.
Liebe Grüße
Lieber Kevin,
wie gut ich deine Worte verstehe…
Ich bin „nur“ alleinerziehende Mutter und muss meinen Sohn, seit einem halben Jahr, am WE an seinen Vater abgeben… Stundenweise… Obwohl dieser sich früher, als wir noch zusammen gelebt haben, nicht gekümmert hat und 1 Jahr nach der Trennung nur 5x bei seinem Sohn war…
Der kleine geht nur mit wenn er massig Geschenke bekommt… Jeden Monat Geschenke im Wert von 50-100 Euro (nicht altersgerecht noch dazu)… Und dann? Hab ich ein Kind hier das durcheinander ist, sich Nachts den Kopf blutig schlägt… Nach 2 Wochen ist die Selbstverletzung vorbei…
3-4 Wochen erkundigt sich der Vater nicht ein Mal nach seinem Kind… Und dann? Dann steht er wieder auf der Matte… Kauft sich Zeit mit seinem Sohn… Und wir müssen es wieder ausbaden…
Nur hier hilft niemand. Kein Jugendamt… Kein Gericht. Wie es dem dreijährigen Kind geht, ist egal… Er hat ja mich… Ich muss die Stütze sein… Aber das reicht leider nicht…
Ich hoffe das ihr für Timmy und euch die richtige Regelung finden könnt. Das der kleine Mann weiß,er hat eine Mutter, aber er hat auch Papa und Papi die für ihn da sind. 24h/365Tage… Jederzeit…
Schöner Blog ♥️♥️
Mir fehlen die Worte für das was du schreibst… Das tut mir unendlich weh und leid was du schreibst…
Seriously lots of beneficial facts! https://bucketlist.org/idea/6LiG/ideas-to-assist-properly-deal-with-nervousness/