Ich bin ja nicht nur schwul. Pfff. Von wegen. Also echt ey. Da ist ja noch voll mehr. An mir. Und so.
Und trotzdem ich definiere mich darüber.
Ich. Persönlich.
Klar könnte jetzt irgendwas cooles kommen wie ‘Ich definiere mich als Mensch’
Und das stimmt auch. Weil ich ja auch einer bin. Also ein Mensch.
Mensch Meier.
Aber ich bin eben schwul und das macht mich aus.
Kann ich ja nix für.
Gerade weil ich nichts dafür kann.
Macht es mich aus.
Macht den Menschen aus mir der ich heute bin.
Wäre ich nicht schwul würde ich ein völliger anderer Mensch sein.
Weil ich nicht die Vergangenheit gehabt hätte, die ich hatte.
Sondern eben eine andere.
Nicht leichter. Nur anders.
Leichter gehabt hätte ich es trotzdem bestimmt oft.
Jetzt so in der Retrospektive.
Das Schwulsein hat mich definitiv zu einem anderen Menschen gemacht.
Ich musste oft gegen Vorurteile kämpfen. Heute immer noch.
Also hätte ich mich nicht mit eigen erkämpftem Selbstbewusstsein stark machen müssen.
Weil ich hetero geworden wäre. Was ich ja nicht geworden bin. Also hetero.
Es hätte weniger Hindernisse gegeben.
Ich wäre ein völlig anderer Mensch.
Hier mein klares Bekenntnis. Ich bin ne Schwuppe, Schwuchtel, Schwulette, eine Homo, ne Tucke.
Call it as you like. Ich heb’ halt die Seife auf.
Wenn sie runter fällt.
Was ihr wieder denkt.
Ich definiere mich darüber weil das ‘anders-sein’
nun mal einen anderen Menschen aus mir gemacht hat.
Mein anderes normal sein hat mich eben normal gemacht.
Nur anders.
Zumindest in den Augen der Gesellschaft.
Nur hey Gesellschaft, das Leben ist ständig in Bewegung.
Wir verändern uns.
Homosexuelle müssen sich nicht mehr verstecken.
Transgender, dieses Wort kennen die Menschen. Endlich.
Und das ist, finde ich, schon etwas.
Nicht viel.
Aber irgendwo müssen wir anfangen.
Definiert euch.
Das ist gut und wichtig.
Es gibt euch Zugehörigkeit und Sicherheit.
Mut und Zuversicht.
Was ich sagen will ist eigentlich nur, dass wir uns in der heutigen Zeit definieren müssen.
Glaube ich.
Um von dort aus zu handeln. Weil man sich sicher fühlt.
Und definieren bedeutet nicht unterseiden in Gleichberechtigung. Es ist nun mal so das Zugehörigkeit Sicherheit gibt.
Ich rudere nicht im Dunkeln. Sondern weiß wer und was ich bin. Gehöre zu anderen dazu. Habe Gleichgesinnte.
In meiner Jugend gab es dieses Wort auf dem Dorf nicht. Schwul. Also tastete ich im Dunkeln. Ohne es zu wissen. Schwer zu beschreiben.
Aber ein beschissenes Gefühl. Das war leicht zu beschreiben.
Ich dachte das gehöre eben dazu. Zur Pubertät.
Aber egal.
Es geht darum, warum ich mich über meine sexuelle Orientierung definiere.
Macht ja kein heterosexueller Mensch. Oder doch?
Definieren Menschen sich über sexuelle Neigung?
Transgender, Lesben und Schwule sicherlich.
Denn anders als bei Heteros, glaubte die Gesellschaft lange Zeit uns heilen zu müssen.
Tut es heute noch oft genug.
Wir waren also nicht normal, ungewünscht, unnormal und unnatürlich.
Ich definiere mich darüber, weil es den selbstbewussten und starken Mann aus mir gemacht hat, der ich heute bin.
Weil ich andere Hürden hatte. In meinem Leben. Als schwuler Mann.
Oft dachte ich, ich sei anders. In meiner Jungend. Irgendwie verzaubert?
Ich war schon immer ein hoffnungsloser Romantiker.
Zum Glück.
Verzaubert.
Das gefällt mir. Denn das bin ich. Von der Natur.
Verzaubert.
Klingt irgendwie märchenhaft. Magisch. Schön.
Und das ist es. Genauso wie heterosexuell sein bestimmt schön ist. Bestimmt weil ich es ja nicht beurteilen kann 😉
Ich bin ja nicht nur schwul. Und irgendwie doch.
Dieser Text!!! Ich bin richtig sprachlos. So toll geschrieben!!
Lass dich nicht unterkriegen
Awww danke ❤