Wer sich entscheidet Hühner zu halten, sollte bedenken, dass ein Huhn nicht nur ein Lebewesen ist, sondern gar ein anspruchsvolles. Ok, man spricht ja gemeinhin mal von einem „dummen Huhn“. Und manchmal, wenn sie vor lauter Gier nach Futter alles über den Haufen rennen, wirken unsere Damen in der Tat nicht sehr souverän. Aber Fakt ist, dass sie sehr aufmerksam sind und auch gerne beschäftigt werden möchten. Schenkt man diesem Bedürfnis keine Beachtung, kann dies unangenehme Folgen haben, wie z.B. Federnzupfen oder schlechte Stimmung in der Mannschaft.
Wichtig ist deshalb allem voran ausreichend Platz. Hier muss man nun gleich zu Beginn schauen, wieviel Platz man zur Verfügung hat. Ich kann sehr wohl meine Hühner in einem recht kleinen Hühnerhaus unterbringen. Wenn Sie dafür ringsum einen großen Garten haben, geht das wunderbar. Da gibt es sogar mobile Ställe, damit die Hühner nicht immer den gleichen Bereich beackern. Der ist nämlich dann oftmals binnen kürzester Zeit kahl. Zu Form und Bauart des Stalls gibt es dann auch nichts, was es nicht gibt. Von fertigen Ställen, die den Plattenbauten der sechziger alle Ehre machen über Bauanleitung für Paläste, wie aus tausendundeiner Nacht bis hin zu alten Ställen, wie mein Großvater mir einen hinterlassen hat. Diese waren mehr zweckmäßig als schön und uns ist auch nicht wirklich die große Verschönerung gelungen. Aber eine enorme Verbesserung hat der Stall sehr wohl erfahren. Der Auslauf ist nämlich riesig. Wir waren anfangs so euphorisch, dass wir unseren Hühnern fast ein Viertel unseres Gartens schenkten. Nachdem unsere vier Damen dann Ansätze von Agoraphobie zeigten, haben wir ihn irgendwann wieder ein wenig kleiner gemacht. Dort, wo vorher der Westflügel des Hühnerstalls war, sitzen nun unsere Blaubeeren. An den Stellen, wo diese durch den Zaun wachsen und in Reichweite unserer Hühner gelangen, müssen wir einen Ernteausfall von 99% beklagen.

Im Sommer ein Leckerbissen für unsere Mädels, im Herbst ein Feuerwerk der Farben – die Blaubeere am Rande des Auslaufs.
Was das Thema Stall im Weiteren angeht, so möchte ich Euch auf einschlägige Literatur verweisen. Auch im Internet findet Ihr viele wirklich gute Seiten, wo Ihr entweder Ställe online kaufen könnt (die dann meist aber noch selbst zusammengebaut werden müssen) oder wo man auch sehr nette DIY Anleitungen finden kann. Aber ein paar spannende Erfahrungen fern der strengen Fakten und nahe beim Wohlgefühl der Tiere mag ich gerne mit Euch teilen. Erstens werdet Ihr immer wieder lesen, dass Hühner keine Zugluft vertragen und der Stall warm und verschließbar sein soll. Nun. Unsere Damen sitzen seit jeher im Freien. Oh ja, ich habe sehr wohl einen kuschelig warmen Innenraum mit einer sehr bequemen Stange. Aber unsere ersten vier Damen haben sich geweigert, hineinzugehen. Viel zu dunkel auch. Das mögen sie zum Schlafen gehen nicht. Des Tags sind sie immer gerne hineingewandert, denn ich hatte am Ende des Schlafraums ein Nest stehen. Dies war nur der ehemaligen Bauweise des Stalls geschuldet. Zum Eierlegen hat frau sich also sehr gerne dort hineinbegeben. Zum Schlafen aber? Fehlanzeige. Da half auch keine Nachttischlampe, die ich mittels eines Verlängerungskabels hinein gefriemelt hatte. Die Damen blieben am obersten Ende der Hühnerleiter sitzen. Draußen. Nahezu in freier, frischer Luft. Mit bester Aussicht auf den ganzen Innenstall. Basta.
Ich hatte nun anfangs bedenken, dass Pauline, Gertrud, Lotta und Emma sich den Allerwertesten ab- oder noch schlimmer, zufrieren würden. In letzterem Falle hätte sich die Frage gestellt, wo denn dann die hochgeschätzten Eier hätten rauskommen sollen. Aber obwohl keine der vier einer Gattung aus Sibirien angehörten, waren sie schlichtweg wetterfest. Bei Wind und Kälte, Sturm und Schnee, immer und immer saßen sie auf der Kante in freier Luft, gleichwohl eng aneinandergeschmiegt. Ein schönes Bild. Heute sitzen meine Damen noch an gleichem Ort. Aber von kuscheln keine Spur. Obwohl interessanterweise die Hühner gleicher Gattung doch tendenziell beieinanderbleiben. Weshalb wir auch von jeder Gattung zwei Stück erstanden haben. Frau bleibt in der Nacht doch eher unter sich. Auch wenn sich die Meute auf ihren Streifzügen durch den Garten öfter mal gut durchmischt.

Ein liebevoll errichteter Stall. Hühnerhaus gekauft, Auslauf selbst gebaut. Gesehen bei einer Hühnerhalterin in unserem Dorf.
Zu besagter Stelle führt eine Leiter. Die viel besprochene Hühnerleiter. Sie sollte je nach Gewicht der Damen schon stabil sein. Vor allem, da dort mitunter auch schon das eine oder andere Scharmützel vorkommt, wenn es um den besten Schlafplatz geht. Inklusive rechtsüberholen oder auch gerne mal mitten durchs Gesicht latschen. Der Schlafplatz besteht aus Stangen. Auch hier gibt es im Internet Stangen mit untergebauten Kotauffangbehältern. Mitunter aber leider auch aus Plastik. Hygienisch vielleicht. Natürlich eher weniger. Meinen Mädels habe ich aus drei Besenstielen eine Tribüne gebaut, auf der sie von hinten oben nach vorne unten sitzen. So muss niemand jemand anderem aufs Loch schauen, wenn man hintereinander sitzt und wer nicht die Pole Position ganz vorne erhascht, kann doch wenigstens erhaben über die anderen hinwegspähen. Es wird in allen Büchern ein Kotbrett zum unterlegen empfohlen, welches man dann bequem herausnimmt, um es zu reinigen. Manche legen Zeitungspapier unter, welches dann mitsamt dem Kot entfernt wird. Da ich den Kot aber kompostiere, mag ich die Zeitung und die darin enthaltene Druckfarbe nicht dabeihaben. Ich habe Beton als Unterlage und kratze den Kot dort regelmäßig mit einer Schaufel weg und reinige die Fläche ab und an mit heißem Wasser. Wir hatten aber auch noch nie Ungeziefer. Dies scheint offiziell eine große Gefahr, weshalb mein Großvater den Stall früher mit Kalkfarbe gestrichen hat. Diese habe ich zwar mal gekauft, aber noch nie gestrichen. Vielleicht dann im nächsten Jahr einmal.

Es ist spannend zu beobachten, dass die Sitzordnung auch die Hackordnung widerspiegelt.
Unser Stallboden besteht aus Erde. Es wird empfohlen den Tieren etwas Einstreu geben. D.h. der Boden wird mit einem Material wie z.B. Stroh bedeckt, damit die Hühner darin scharren können. Auch hier weichen wir vom Ratgeber ab. Aber erstens fällt ohnehin immer etwas Stroh aus den Nestern und zweitens gebe ich regelmäßig den Rasenschnitt auf einen Haufen hinein, damit die Hühner ihn dann nach und nach verteilen. Mit großer Freude wird der Haufen auseinandergescharrt und die Hühner haben einen Heidenspaß auf der Suche nach Samen und Insekten. Im Frühjahr und im Herbst, wenn wir Bäume schneiden, geben wir einige Zweige ins Gehege. Die sind dann zwar mehr zum Abnagen für die Karnickel. Aber auch damit findet sich Material auf dem Boden, welches untersucht, hin- und her gescharrt wird. Und letztlich sind unsere Mädels die meiste Zeit im Garten unterwegs. Deshalb haben wir nicht wirklich Einstreu. Dazu ist unser Auslauf auch zu groß. Wer einen kleinen Stall plant und die Hühner überwiegend darin belassen möchte, sollte Ihnen unbedingt Einstreu gönnen. Den scharren ist eine essentielle Angewohnheit der Tiere. Wenn man den Stall reinigt und eine natürliche Einstreu mitsamt dem Kot herausholt, ergibt dies auch eine wunderbare Einlage für den Kompost.

Zu zweit ist es wohl noch kuscheliger im Nest.
Was in den Stall dann auch unbedingt hinein gehört sind natürlich Nester. Auch hier gibt es wieder wunderbare Statistiken. Und auch hier interessieren diese Statistiken unsere Hühner einen feuchten Pups. Es wird von 3-4 Hühnern pro Nest gesprochen. Wir haben 12 Hühner. Ich habe Ihnen insgesamt 7 Nester zur Verfügung gestellt. Sie benutzen genau eines. Gerne auch zu zweit. Ich habe überlegt, ob ich einen Schuhlöffel dazu geben soll, damit sie sich wieder heraushebeln können. Unfassbar. Ich versuche mich nicht zu ärgern. Undankbares Volk. Die Nester sollten gemütlich sein. Schön Stroh hinein. Das werfen sie dann zwar auch leidenschaftlich gerne wieder hinaus, aber ich lasse sie. Sie wissen genau, wie viel sie darin haben möchten. Wer seine Hühner so oft im Garten laufen lässt, wie wir hat darüber hinaus das ganze Jahr Ostern. Denn die Damen lieben Abwechslung und finden im Garten immer wieder bequeme und versteckte Sitzplätze mit bester Aussicht. Wenn wir Glück haben, finden wir sie dann auch. Die Eier, die dort hinterlassen werden. Ich sagte schon, dass Hühner auf vielerlei Ebene Freude bringen. Aber zurück in den Stall. Die Nester sollten in einer ruhigen Ecke stehen. In modernen Ställen gibt es wilde Apparaturen, in denen die Eier durch irgendwelche Klappen fallen und irgendwo hin rollen und so eine bequeme Eientnahme ermöglichen. Ich habe Obststeigen mit Stroh. Punkt. Ich habe aber auch eine Viererbox gebaut. Aus Holz. Da habe ich dann von oben noch was vor das jeweilige Nest gehängt. Einen alten Leinenbeutel, den ich zerschnitten habe. Sie mögen Ruhe und ein bisschen Privatsphäre, um die kostbare Ware abzulegen. Und Ihr solltet natürlich gut rankommen, um die Eier zu holen. Was übrigens immer Spaß macht. Den großen und den kleinen Kindern.
Über Getränke- und Nahrungsspender habe ich nun noch gar nicht gesprochen. Da gibt es auch sehr viel verschiedenes. Ich habe alte von meinem Großvater und neue von der ortsansässigen Raiffeisen. Auf die Ernährung mag ich aber ein andermal eingehen. Dafür habe ich heute schon wieder genug geplappert. Bis bald.