Ich komme am Nachmittag aus Frankfurt zurück. Dort hatte ich einen Termin. Papa ist auf der Arbeit und unser Sohn war bei der Oma.
Ich komme nach Hause und unser Sohn ist vor Aufregung und Freude gar nicht zu bremsen.
Das ist so schön und mein Herz springt mit und freut sich einfach nur.
Leider nicht so lange.
Denn die Zeit drängt.
Unser nachts verstorbenes Huhn muss beerdigt werden.
Nur wie sage ich es meinem Sohn?
Wie fange ich an ihm seine Laune zu verderben?
Nichts sagen ist keine Option.
Ersten würde er es bemerken, denn ein Huhn weniger würde den Garten verwüsten
und zweites Lügen wir unser Kind nicht an. man kann nicht immer alles erklären und manchmal muss man vor dem Kind etwas geheimhalten um es zu schützen.
Aber lügen wollen wir nicht. Wenn wir unserm Sohn etwas sagen müssen, dann wird es verständlich aber ehrlich getan.
Alles andere wäre unfair. Und ich glaube unsere Kinder spürten auch sofort, wenn wir nicht aufrichtig sind. Und fühlen sich,
auch wenn sie es nicht äußern oder verstehen können, klein gehalten oder nicht geachtet.
Ich bitte also ihn sich zu mir zu setzen und erzähle ihm wie es ist.
Trude, eines unserer Hühner ist gestorben.
Weinen ist gut und wichtig und sollte zu keiner Zeit unterbunden werden
Natürlich, nach einem kleinen Moment des Begreifens, weint er.
Das. ist. Gut.
Ich bin kein Fan von Ablenkung. Auch so im Alltag nicht. Wenn ein Kind, ein Mensch weinen muss soll es bitte, bitte raus.
Das ist gut für die Seele.
Also sitzen wir auf unserem Küchenteppich und ich streichel meinen Sohn behutsam und lasse ihn weinen.
Sag nichts sondern lasse ihm seine Zeit.
Eine Weile später wird das Weinen weniger. Ich erzähle ihm ich habe draußen ein blaues Holzkreuz gebastelt und Steine rausgesucht.
Er darf sich, wenn er will einen Stein aussuchen und ihn anmalen. Für das Grab. Für Trude.
Nachdem er einen Stein ausgesucht und die Farbe mit der dieser bemalt werden soll bestimmt hat, wird der Stein bestrichen.
Danach schnappten wir uns den Karton, er wollte unbedingt noch einmal hinein schauen und ich legte Trude ganz behutsam in das von mir ausgehobene Loch.
Auf dem Boden habe ich eine Decke aus Stroh für unser Huhn bereitet.
Wir schütten beide Erde ins Grab und schaufeln es schließlich komplett zu. Zum Schluss kommt das Kreuz und der Stein auf Grab.
Das war sehr tapfer und mutig von ihm. Vor allem aber war es wichtig für ihn.
Ich glaube das diese Gewissheit der Endlichkeit, die da so langsam in die Köpfe der Kleinen wandert durch solch eine Prozedur behutsam begleitet wird. Mit viel Respekt dem Leben gegenüber.
Ein Ort für Erinnerungen schaffen
Es ist nicht einfach alles vorbei und unbegreiflich verschwunden. Es gibt einen Ort an dem ich meine Erinnerungen bewusst erleben kann.
Ein Grab kann gepflegt werden. Wie vorher das Tier. Ich kümmere mich also irgendwie weiter um das Lebewesen, das uns eine Zeit begleitet hat.
So begleitet es uns weiter.
Und wenn ihr keinen Garten habt, oder das Tier nicht in eurem Garten begraben dürft?
Ich glaube es hilft einfach etwas zu haben, das die Tiere und somit das Leben nicht Spurlos verschwinden lässt. So etwas kann ein Fotoalbum sein, das Leiblingsspielzeug des verstorbenen Tieres, eine Urne oder ein Stein den ich zum Erinnern symbolisiere.
Es mag sicherlich für manche sonderbar klingen, kleine Tiere, die auch nicht so lange auf der Welt verweilen, solch eine Aufmerksamkeit zu geben. Ich persönlich fände es sonderbar dies nicht zu tun. Denn ich zolle so dem Leben Respekt. Ich lasse mein Kind, das mit dem Tod noch viel weniger umgehen und anfangen kann, nicht alleine. Denn für die Kinder sind die Tiere weg.
Durch einen Ort der Erinnerung, können unsere Kinder und auch wir in unserem persönlichen Tempo Abschied nehmen und das Thema Tod begreifen. Es bereitet auch irgendwie auf das Leben vor.
Auf den Tod.
Es wird den Tod bestimmt nicht leichter oder einfacher machen. Aber vielleicht ein Stück weit begreiflicher und somit auch weltlicher.
Als einen schmerzlichen aber zugehörigen Teil des Lebens.
Aber egal wie die Umstände des Begräbnisses sind, ist es ganz wichtig unseren Kindern den Raum zum Trauern zu geben.
Egal in welcher Form. Auch wenn es uns unangemessen erscheinen mag.
Beim Trauern gibt es keine Regeln und Normen
Jeder trauert anders. Jeder nimmt anders Abschied. Und jeder baut andere Beziehungen zum Leben und zu Lebewesen auf. Wer bin ich also zu entscheiden ob jemand anderes, zu viel oder zu wenig trauert.
Es ist also ganz wichtig, die Trauer unserer Kinder, egal in welcher Form, Ernst zu nehmen. Und zu begleiten.
So ein Begräbnis, so eine Erinnerungsstätte kann dabei helfen. Und es ermöglicht auch alleine, für sich, den Tod zu begreifen und verarbeiten.
Ohne das etwas ohne greifbare Erinnerung verschwindet.
Denn was würde das für ein Gefühl und eine Botschaft ergeben, wenn der Tod spurlos verschwinden bedeutet?
Ein bewusster Abschied bringt eine Achtsamkeit mit sich. Achtsamkeit vor dem Tier. Vor dem Leben. Die Beerdigung ist eine Wertschätzung an das Leben.
Und für alle die jetzt Bedenken haben wegen der Bestattung im Garten, hier ist ein Link zu einer Internetseite auf der alle rechtlichen Fakten stehen. Es gibt durchaus einiges das zu beachten ist. Da das aber die emotionale Sicht auf das Thema und den Blogbeitrag somit geschmälert hätte, hier als Fußnote für Euch:
Was bei einer Beerdigung im eigenen Garten zu beachten ist
Lieber Kevin, das finde ich eine sehr schöne Einstellung und vor allem finde ich schön, wie du mit der Situation und deinem Sohn umgegangen bist!!
Ganz anderes Thema aber eine Frage die mich interessiert: Ich habe jetzt viel über Adoption gelesen und da wird häufig von “cocooning” gesprochen, also am Anfang quasi das Haus mit dem Kind nicht zu verlasssen und nur “Familie sein zu lernen”.
Wie habt ihr das gehandhabt mit Großeltern? Ab wann war Timmy alleine bei zB deiner Mutter?
Ich hoffe, die Frage ist nicht zu persönlich 🙂
Liebe Grüße!
Oh da haben wir uns nicht all zu viel Gedanken gemacht da unsere Familie sehr eng ist. Aber einen Monat haben wir uns bestimmt gegeben
Halli Hallo,wer seid ihr denn so? Ich bin Tanja,Mama von zwei Kindern und auf vielen Umwegen über instagram auf euren Blog gestolpert. Und als erstes hab ich diesen Beitrag gelesen- so schön!!! Ich dachte schon,wir wären die einzigen,die so ein “tamtam” ums tote Tier veranstalten unser Hamster wurde auch begraben,mit Kreuz und GrabStein und Kerze und der Große hat eine “Rede” daher geweint. Zwei Jahre später stehen die Kinder immer noch am Grab “Mama,weißt du noch,als Johnny mal… und wie er immer… ” ich liebe solche Momente der Tod gehört und mal dazu und auch Kinder wissen das (zumindest irgendwie), so traurig es auch sein mag.
ich wünsche euch von ❤❤❤ alles alles Gute,ich komm euch bestimmt ab und an mal besuchen! Auf instagram hab ich zumindest “folgen” geklickt
Hallo Tanja
wie leib von Dir. Danke. Wenn Du mehr über uns erfahren magst, schau doch in dem Überscihtsartikel nach 😉
Ganz liebe Grüße
Kevin