Zahnputzdrama
Mittlerweile putze ich einfach die Zähne. Denn es ist wirklich ein Kampf. Und das soll es doch nicht sein. Oder?
Keine Ahnung, ob ich so viel anders mache als mein Mann, doch bei ihm funktioniert es. Bei mir nicht. Tipps habe ich mir schon von ihm geholt. Dennoch, bei mir möchte es einfach nicht klappen. Wir putzen zusammen. Er vor ich nach. Ich nach er vor. Er entscheidet welche Reihenfolge. Ich gebe den Takt vor. Irgendwie scheint es mir zumindest, habe ich schon wirklich viel versucht.
Also putze ich meinem fast 7-jährigen Sohn die Zähne. Doch ich möchte ihn hier selbstständiger werden lassen. Nicht weil es mir lästig ist, sondern weil ich glaube, dass es ihm hilft. Noch etwas das er alleine schafft.
Ist es am Ende die einfache „Ausrede“, dass Kinder ihre Eltern anders behandeln? Bin ich einfach ein größerer Reibungsfaktor, weil ich immer da bin?
Oder gibt es da nicht noch mehr Möglichkeiten?
Wie mir geht es sicherlich vielen Eltern da draußen. Zumindest gab es eine große Rückmeldung auf meine Instagram Story zu dem Thema. Immer wieder wird Zähneputzen zur Geduldprobe für Eltern und Paare. Denn oft gelingt es bei dem einen, bei dem anderen leider selten. Also was tun? Schnell eine Elektro Zahnbürste kaufen? Mit App? Oder weiter bei der analogen Variante bleiben und aus dem Bad vor den Fernseher?
Das Thema ist komplex. Die Ideen mannigfaltig. Am Ende ist es vor allem eins – eine Glaubensfrage. Möchte ich meinem Kind mit Technik das Zähneputzen erleichtern? Oder empfinde ich das als unnötig und suche lieber nach kreativen Alternativen.
Es gib natürlich auch immer noch Tage an denen Kinder einfach klein sein wollen. An solchen Tagen putze ich einfach die Zähne. Denn spätestens mit 18 möchte er meine Hilfe gewiss nicht mehr. Außerdem, sollte bis 8 Jahre sowieso nachgeputzt werden. Also an einem für die Kinder vermeintlich schlechtem Tag, einfach gleich mit Vorputzen
Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen und Ansätze, so viele Ideen. Einiges von dem Wissen und den Hilfestellungen, die Ihr mir geschickt habt, möchte ich hier zusammentragen.
Zunächst gab es ganz viele schöne Ideen für die analoge Variante:
1. Eine Geschichte erzählen. Ganz einfach. Und doch so effektiv. Mit simpelster Ablenkung, dem Kind die Zeit versüßen.
2. Das Kind entscheiden lassen wo und in welcher Reihenfolge geputzt wird. Birgt, wie ich festgellt habe, die Gefahr, das ich vergesse wo ich schon war und wo noch nicht.
3. Auf den Boden setzen und ein Buch dazu lesen. Da tauchen mein Sohn und ich so tief in die Geschichte ein, dass wir beide das Putzen vergessen.
4. Vor den Fernseher. Kommt für uns nicht in Frage. Ich kenn meinen Sohn und sehe da einen zu großen Ablenkungsfaktor. Auch für mich
5. Ein Board basteln. Einen Parkour und Figuren basteln. Hier ist der Fantasie freien Lauf gelassen. Jeden Abend wird eine Station „geputzt“. In einer spannenden selbst erzählten Geschichte, wird das Putzen zum Abenteuer. Am Ende der Woche gibt es eine kleine Belohnung aus der Schatzkiste.
6. Gemeinsam putzen
7. Das Kind dem Erwachsenen die Zähne putzen lassen
8. Oder einfach die Monster bekämpfen mit der Zahnbürste. Kurzer Hand das Kind zum Zahnbürsten- Ritter erklärt und los geht der Kampf gegen Drachin Kariusine und den bösen Zauberer Bakterius. Und im Nu sind 2 Minuten rum
Alle Ideen sind für verschiedene Altersstufen.
Eine weitere Idee, die analog und elektrisch funktioniert, ist Musik. Es gibt auf Youtube den Zahnputz-Song. Und es gibt elektrische Zahnbürsten, die mit Musik das Zähneputzen zum Vergnügen machen.
Doch was, wenn all das nichts hilft? Egal was der Grund auch immer ist. Soll jeder Abend jeder Morgen in Stress oder gar Streit ausarten? Oder ist es wirklich so schlimm hier mit der Zeit zu gehen? Überall begegnet uns und natürlich auch unseren Kindern Technik im Alltag. Wieso nicht im Bad?
Lange habe ich mich gegen elektrische Zahnbürste und App geweigert. Doch was hat es mir gebracht? Nicht viel. Ich nutze gerne mein Handy, um den Weg zu finden, um Öffnungszeiten herauszufinden, um Wörter nachzuschlagen, um etwas über die Dinos zu erfahren oder meinem Sohn etwas bildlich zu zeigen. Ich mache mir den Alltag einfacher. Wieso also nicht meinem Sohn und mir das Zähneputzen vereinfachen?
Einen Versuch ist es wert habe ich gedacht. Und die Zahnbürsten, die am meisten genannt wurden waren Oral B und Playbrush. Zu beiden gab es auch negative Meinungen. Daher habe ich mich im Internet informiert und nachgefragt. Wenn ihr Euch unsicher seid, fragt eure Zahnärztin oder euren Zahnarzt. Unsere hat tatsächlich schon vor einem Jahr für eine elektrischen Zahnbürste ausgesprochen und gesagt, wie gut das mit Kindern funktioniert. Daher habe ich jetzt medizinisch keine Bedenken.
Ein Punkt, der gegen die eltekrtische Zahnbürste spricht ist, dass die Bewegung des Zähneputzens nicht gelernt wird, wenn Kinder von Anfang an mit der elektrischen Zahnbürste putzen. Und diese Bewegung verinnerlichen sie angeblich erst richtig mit dem Schreiben lernen.
Das scheint mir schlüssig. Und daher wollte ich dann doch mit der elektrischen Zahnbürste warten. Doch bei der Playbrush gibt es einen Aufsatz zum an die analoge Zahnbürste stecken. Somit verbindet sich das Putzen trotzdem mit der App, die Motivation wird gesteigert und mein Kind lernt die so wichtigen Bewegungen.
Ein anderer Aspekt ist die der Medien Nutzung. Was steht im Vordergrund, das Putzen oder das Spielen? Weiß mein Kind hinterher noch wie es die Zähne geputzt hat?
Ich persönlich glaube, dass auch hier ein dabei sein, ein Miteinander wichtig ist. Ich lasse mein Kind nicht mit der Zahnbürste allein im Bad. Ich werde beim Putzen und Spielen immer wieder erklären, dass es hier um das wohl der Zähne geht.
Ich kann noch nicht sagen, ob das klappen wird denn wir besitzen nis jetzt keine elektrische Zahnbürste. Und ob er es wirklich verinnerlicht hat, weiß ja dann auch erst viele Jahre später.
dennoch glaube ich, dass er somit einen positiveren Bezug zum Zähneputzen bekommt, wie wenn wir jeden Abend streiten.
Eine kleine Anekdote dazu.
Als Kind haben wir Zuhause beim Essen nie ferngesehen. Mit meinem Mann war es das tollste nach einem langen Tag genau das zu tun. Tagsüber hatten wir viel Zeit, redeten und erledigten unsere Aufgaben. Jetzt wo wir Kinder haben kommt das überhaupt nicht in Frage. Wir möchten unseren Kindern vermitteln, dass Essen am Tisch stattfindet. Gemeinsam. Mitreden. Ohne Medien. Außer wir machen eine Ausnahme und schauen einen Film mit Pizza. Warum ich das jetzt schreibe?
Es gibt das berechtigte Argument, das die Kinder dann ja nicht mehr von der App wegkämen. Doch ich glaube das es hier eine Phase ist. Wir reden hier von 4 Minuten am Tag. Wenn der restliche Medienkonsum passt, bin ich mir auch hier sicher, wird mein Sohn mit spätestens 18 keine Lust mehr haben, eine Kinder App als Hilfe zum Putzen seiner Zähne zu benutzen. Und wenn er, wie wir manchmal, wenn wir Kinderfrei haben vor dem Fernseher essen, doch ab und an zum Spaß mal die App benutzt. So what?
Also wie ihr seht, habe ich mir viele Gedanken gemacht und finde auch, dass es viel zu bedenken gibt. Wie oben schon geschrieben, ist es am Ende dann eine Frage der Auffassung und des Glaubens.
Ich werde jetzt mal eine elektrische Zahnbürste besorgen. Ganz ohne Weihnachtsthema oder Geburtstag oder sowas. Zähneputzen ist etwas Essentielles und hat für mich nichts mit einem Geschenk zu tun.
Wenn ich mich für eine entschieden habe, werde ich diese testen und euch gerne darüber berichten.
Hey, ich singe bei unserer Großen (jetzt zweieinhalb) immer „es tanzt ein Bi-ba-Putzemann in Deinem Mund herum“ – und das schon seit sie mit sechs Monaten ihren ersten Zahn hatte und mit einer Lernzahnbürste die ersten Putzversuche (okay, es war erstmal mehr ein herumkauen) unternommen hat. Nach einer Strophe tauschen wir und ich putze weiter. Läuft bis jetzt ganz gut, bin gespannt wie es mit unserem Kleinen läuft (der hat noch keine Zähne)! Aber mein Mann tut sich auch schwerer, da weiß meine Tochter dass sie eher mit schluderig putzen durchkommt …
❤