Vorneweg: Nein! Das war es nicht. Ganz und gar nicht. Wir LIEBEN unseren Sohn.
Trotzdem dürfen solche Gedanken auch sein. Und auch darüber darf, finde ich, geschrieben und gesprochen werden.
Ich bin mir sicher leiblichen Eltern oder anderen Familien-Formen geht es ab und an genauso!
“Ich will zurück nach Frankfurt.
Ich bin groß und gehe jetzt weg damit ein neuer kleiner Junge kommen kann.
Ich vermisse meine Mama.
Ihr seid nicht meine Eltern.
Hier ist nicht mein zu Hause”
Normal? Gehört dazu?
Es fühlt sich kacke an. Ihr habt richtig gelesen. Ja ich habe kacke geschrieben. Jetzt schon gleich 2 Mal.
Undankbar und unverschämt. Respektlos und verletzend. Das sind eher Worte die mir dazu einfallen.
Ich weiß, er kann nichts dafür. Er vermisst seine Mutter…Ich kann aber auch nichts dafür. Und nichts tun.
Dann steigt da diese Wut auf diese eine Person auf,
der ich eigentlich dankbar bin, dass Timmy überhaupt da ist.
Vielleicht fühlt es sich auch nur so an, weil wir wissen, dass es tief im Inneren wirklich so ist.
Er will zu seiner Mutter.
Und vielleicht ist es gerade eine Phase und es wird auch wieder besser.
Ja das ist ganz bestimmt so.
Ich muss meinen Optimismus und meine naive Träumerei behalten. Sonst können wir gleich aufhören.
Aber diese Seite gehört eben zum Pflegeelternsein dazu. Also will ich auch den Zweifeln und den weniger schönen Seiten Raum geben.
Was heißt Zweifel. Es sind keine Zweifel. Es ist Ohnmacht. Dagegen können wir einfach nichts tun. Das schmerzt.
Wir tun doch ALLES. Warum reicht das nicht aus?
Eigentlich ist das auch gar nicht der Punkt.
Im Endeffekt ist es egal.
Denn es wird noch sehr viel Zeit brauchen.
Er wird Zeit brauchen. Sehr viel.
Ich bin ein Anhänger und Verfechter von ‘Die Zeit heilt alle Wunden’
Und das wird sie auch hier tun – die Zeit.
Diese Zeit müssen wir eben überdauern und aushalten.
Er wurde tief verletzt und diesen Schmerz können wir ihm nicht nehmen. Nur lindern.
Wie eine Ärztin in einem Seminar im Jugendamt schon sagte, ist es völlig egal was vorher war. Ändern lässt es sich sowieso nicht.
Also können wir nur tun, was wir sowieso schon tun. Ihn lieben. Bedingungslos.
Dazu gehört vor allem Geduld und Verständnis. Aber am Ende des langen Tages sind wir eben auch nur Menschen. Und manchmal tut es einfach weh.
So das musste jetzt mal raus.
Es schien mir einfach unnatürlich Euch nur mit positiven Geschichten voll zulullen. Denn so ist das Leben eben nicht.
Wichtig ist was wir daraus machen. Aus diesen nicht so schönen Geschichten.
Ich versuche die unschönen Seiten nicht zu ernst zu nehmen. Und nicht zu wichtig.
Denn zu ernst und zu wichtig nehmen sich schon genug Menschen. Da braucht es nicht noch einen mehr.
Wie mein Vater beim Radfahren immer sagte: “Das schöne am Berg hochstrampeln ist doch, dass man weiß das es ganz oben bequem wieder bergab geht.”
Also gebe ich Liebe. Denn meine Hoffnung sagt mir, dass am Ende alles gut ist. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende.
Ich glaube, dass jede Familienkonstellation bestimmte “Prüfungen” meistern muss. Das gehört dazu. Ich war für meine (leiblichen) Eltern oftmals eine ziemliche Herausforderung, wie ich aus Ezählungen weiß… Ich selbst habe meine Kinder alle mitgeheiratet (vier Stiefkinder). Ich kenne Sätze wie “du hast mir nix zu sagen, du bist nicht meine Mutter” oder “Wenn du nicht mit mir weiter weißt, lies doch einen von deinen schlauen Ratgebern”, aber so gibt es in jeder Familienform Punkte, an denen es besonders schmerzt. Gleichzeitig werdet ihr im Austausch mit anderen Eltern feststellen, dass es ganz egal ist ob Stieffamilie, Patchwork- oder Pflegefamilie….oder oder oder ganz viele Konflikte gibt, die alle durchstehen müssen. Liebe ist das einzige, was da hilft.
=) sehr schön, das Du das sagst =) Danke
Oh Mei. Mein Herz schnürt sich gerade zu. Alte Ängste, Wut, das Gefühl zeitweise versagt zu haben, kommt wieder hoch.
..Und Undankbarkeit erfahren zu haben. Ganz viel Verständnislosigkeit,warum mein Stiefsohn verdammt nochmal nicht Dankbarkeit zeigt.
Und dann fangen meine Gedanken an zu fliegen. Er hat mittlerweile begonnen zu studieren, organisiert sich weitestgehend selbst, er lebt selbst bestimmt. Das ist soviel mehr, als wir 10 Jahren zu hoffen gewagt haben. (Über Nacht quasi beschloss die leibliche Mutter diese nicht mehr sein zu wollen und brach den Kontakt zu ihrem Sohn ab und negierte ihn.) Ich bin so unendlich stolz auf das,was wir zusammen geschafft haben. Bin auf ihn so stolz.
Sehr lange Vorrede….Verzeih!
Deine Gedanken sind so menschlich und wichtig! Du darfst dich und deine Bedürfnisse nicht komplett hinten anstellen. ….Und ganz nebenbei : Diese Gedanken sind auch bei leiblichen Kindern ab und zu vollkommen normal ☺
Zu mir sagte unsere Familien Therapeutin mal, dass Kinder sich die Mauern mit grossem Bedacht auswählen würden, gegen die sie rennen. Wäre ein verdrehtes sehr liebevolles Kompliment.
Kopf hoch, Krone richten, …..
puiii…danke für deinen ausführlichen Kommentar =)
Du bist die aller gemeinste Mama, oder ich suche mit eine neue Mama…sind meine Favoriten Es wird immer wieder Momente geben, wo man sich ohnmächtig fühlt, man hilflos ist und auch manchmal einfach nur traurig und wütend. Unsere Motte lebt nun fast 5 Jahre bei uns ( sie war erst 8 Monate als sie ein Teil von uns wurde) und ich habe mich schon so manches mal gefragt, warum reicht es nicht was wir an Liebe geben, es fühlt sich manchmal an als wenn sie kein “Sättigungspunkt” hat. Als wenn es nie reichen wird. Aber wie soll es denn auch? Wenn die Menschen die sie eigentlich hätten behüten und beschützen sollen, es nicht getan haben, ist es schwer für jede andere Person auf dieser Welt das wieder hinzubekommen. Urvertrauen aufzubauen und sich auch von Rückschlägen nicht zurückschrecken zu lassen, das ist was wir tun können. Einfach immer da sein. Ich habe den Eindruck, Motte sagt manchmal ganz bewusst verletzten Dinge zu mir, als Test! Wird sie mich dann auch immer noch lieben, selbst wenn ich ihr sage : ich hasse dich! So kommt es mir vor. Wenn sie solche Sachen sagt, sage ich ihr….ist nicht schlimm, ich liebe dich so doll, das reicht für uns beide. Durchhalten Papapi
Ich liebe dich so doll das reicht für uns beide =) daaaanke. Das habe ich jetzt auch schon des Öfteren gesagt…Hilft total =)
LG
Nicht aufgeben, alles wird gut!
Die vorherigen Erfahrungsberichte machen Mut, dass es anderen auch so geht und ich kann dir versichern, es liegt nicht daran, dass ihr “nur” Pflegeeltern oder “Stief”Eltern seid! Leibliche Kinder machen nichts anderes!!
Unser Großer ist jetzt 6 und probiert täglich, wie weit er gehen kann! Schreien, wenn er seinen Willen nicht bekommt ist noch das Hamloseste! Wutanfälle kann er besonders gut! Er kann seine Gefühle noch nicht kontrollieren und weiß noch nicht genau, wie er sich anders ausdrücken soll!
Ich war schon so oft die gemeinste und blödeste Mama der Welt und er wollte auch schon lieber bei Oma sein! Er macht auch gerne genau das Gegenteil von dem,was er soll!
Das gehört alles dazu! Er testet, wie weit er gehen kann, ob wir ihn dann immer noch lieb haben auch wenn er mal böse ist!
Deshalb, nicht aufgeben, alles wird gut!
Danke, danke, danke =)
Das tut gut…
Ach Du, ich lese diesen Beitrag erst jetzt und finde es toll, wie reflektiert und offen Du diesen Gefühlen begegnest. Ich finde, es macht es immer ein bisschen einfacher, wenn man versteht, woher es kommt. Das ist wirklich ein steiniger Weg, den ihr da geht. Aber ich hoffe, und da bin ich mir sicher, am Ende des Weges ist nur Sonne und Liebe ❤️.
danke 😀