Das erste Treffen mit Timmys Mutter liegt nun schon einige Tage zurück.
Und?
Es geht ihm gut. Sehr gut sogar.
Es scheint, als würde er verstehen und begreifen.
Aber noch kurz etwas zurück.
Wie würde das Treffen werden? Wie würde Timmy reagieren?
Und hinterher? Wie wäre er zu uns?
Lauter Fragen die ich vorher hatte.
Immerhin war Timmy 3 als er ins Heim kam.
2 Jahre hat er seine Mutter nicht gesehen. Das Warum und Wieso kann er noch nicht verstehen.
Mein Mann und ich hatten auch viele positive Gedanken zum Treffen.
Vor allem Hoffnung.
Hoffnung darauf, dass ihm das Treffen Ruhe bringt.
Klarheit, das es seiner Mutter gut geht.
Und vielleicht auch ein erstes Begreifen und Verstehen warum es so ist wie es ist.
Und dann, kam es endlich zu einem Treffen. Dem 1. Treffen seit Timmy bei uns ist.
Wir haben ihn und uns darauf vorbereitet so gut wir das konnten.
Über jegliche Details des Treffen will ich nicht berichten. Es steht mir nicht zu.
Nicht zu, zu urteilen und auch nicht über eine Beziehung zu schreiben, die nicht meine ist.
Auf dem Weg zum Treffen fragte er schon ob wir auch zu viert spielen würden.
Wie schön. Ein Zeichen, das er uns dabei haben will.
Und hinterher im Auto bedankte er sich. Punkt. Das muss man erst einmal wiederholen.
Er bedanke sich bei uns, dass wir mit ihm bei seiner Mama waren.
Wahnsinn.
Er sagte auch er sei traurig, dass wir wieder fort fahren. Und logisch, er war erschlagen, müde und traurig.
Wir ließen ihn sein. Drängten ihn nicht ein Gespräch zu suchen, dass er gerade nicht will oder kann.
Abends im Bett, er konnte nicht schlafen, setzten wir uns zu ihm ans Bett.
Wir wollten ihm jetzt die Möglichkeit geben über den Tag zu reden. Spürten wir doch das er redebedarf hatte.
Um es ihm leichter zumachen stellte ich Fragen. Unser abendliches Ritual.
Ich fragte was das Schönste am Tag war. Lesen mit Mama. Und das Blödeste? Das wir wieder fortfuhren.
Und dann kam folgender Satz. ‘Ich habe meine Mama aus meinem Herzen verloren.’
Was er genau damit meint, lässt sich schwer sagen. Denn dazu kann er sich noch zu wenig ausdrücken.
Ich bin mir sicher er hat eine ‘Mama’ verloren. Denn, ich denke, er hatte sich ein Bild im Kopf, das es so nicht gibt.
Sonst wäre er ja nicht bei uns. Und das meine ich völlig wertfrei.
Dieses Bild einer Mutter sieht er im Kindergarten. Jeden Tag. Oder beim Turnen. Oder oder oder.
Das konnte nur zu Enttäuschung führen. Aber, und das hat mein Mann so schön gesagt, war dies der erste Schritt in der Realität seines Lebens anzukommen.
Er wird seine Mutter jetzt mit den nächsten Treffen, die regelmäßig geplant sind, neu kennenlernen. Und auf diesem Weg werden wir ihn begleiten.
So gut wir können und so gut er uns lässt.
Der Weg wird sicherlich lang und nicht immer einfach. Aber, es ist sein Weg. Sein Leben. Das gehört dazu.
Dann sagte er noch es sei nicht genug Platz in seinem Herz. Sollte jetzt ein Loyalitätskonflikt entstehen?
Nein.
Ich erklärte Timmy, sein Herz sei wie ein Zauberkoffer. Von außen klein, aber innendrin RIESENGROß.
Platz soviel er braucht um alle Menschen hineinzulassen, die ihm wichtig sind.
Das schien zu funktionieren. Er beruhigte sich. Schlief ein.
Zu Timmy und uns in den letzten Tagen, ist es schwer ausreichende Worte zu finden.
Timmy ist anhänglich. Positiv anhänglich.
Angebunden an uns.
Er scheint ausgeglichener. Lebendiger.
Sprachlich, in seiner Wahrnehmung und dem Verständnis seiner Umgebung tut sich viel.
Es scheint eine Sorge, eine Belastung abgefallen.
Seine Mutter existiert. Sie ist da. Wir erzählen nicht nur irgendetwas. Es stimmt was wir ihm immer sagen.
Und ich gehe sogar soweit, dass er jetzt “begreift” warum er bei uns ist. Und das es offensichtlich richtig und gut so ist.
Zumindest, so wie er es eben mit seinen fünf kann.
Vielleicht bin ich auch nur total naiv, aber es fühlt sich eben so an.
Er fragt gezielter nach, fordert ein und hat ganz neue Formulierungen. Ein riesen Sprung.
Genau das was wir gehofft, aber nicht gewagt zu träumen hatten.
Alles ist gut ❤
Hallo, Ihr drei!
Ich glaube, Besuchskontakte sind immer aufregend, anstrengend…und das für alle.., wir hatten auch bisher erst einen und auch erst nach 2 Jahren. Unser Kleiner war danach krank, was vielleicht auch so gekommen wäre, aber ich glaube, es hat ihn emotional umgehauen, wie uns alle. Ich habe mir diesen Kontakt zur Mutter immer für ihn gewünscht und er lief auch eigentlich positiv, aber sie war selber völlig überwältigt von den Gefühlen und hat uns alle damit überrannt, so dass eine Bremse vom Jugendamt sicher sinnovll gewesen wäre. Danach spürte man viel Unruhe in dem kleinen Mann, die sich aber wieder gelegt hat und es folgte eine total ausgeglichene Phase. Mit 3 Jahren, so meint man, verstehen die Zwerge noch weniger, aber ich glaube, emotional verstehen sie schon viel mehr als wir denken. Wie schön positiv Tim seine Mama aufgenommen hat, ähnlich war es bei uns auch, als ob da diese eine Bande ist…und trotzdem muss diese Unruhe erst wieder zur Ruhe werden, indem sie die Sicherheit in ihrem jetzigen zu Hause wieder finden. Ich verfolge gerne Euren Block, da wir so viele Parallelen finden…die Ängste, Nöte Freude über Fortschritte, Nähe….sind halt doch sehr ähnlich…Wir möchten diesen kleinen Menschen nicht missen und sind dankbar, dass unsere Wege sich gefunden haben.
Schön gesagt 😉
Gestern, da war ich auf meinem wohl letzen Treffen der Pflegeeltern und das Thema lässt mich heute nicht zur Ruhe kommen. Ich hab mich gestern bedankt und verabschiedet bei und von der Gruppe von Eltern, die mich durch die letzen Jahre getragen haben. Eine Situation die sich unrichtig anfühlt. Nicht falsch, aber auch nicht richtig.
Wir hatten gerade gestern das Thema Besuchskontakte und wie viel Wahrheit vertragen die Kinder. Es sind alles Verwandte, die diese Kinder pflegen – wir hatten unseren Neffen und jede Form der Vergangenheitsform tut so weh, denn ICH HABE IHN WEITERHIN IN MEINEM HERZEN. Und die Leiterin war sich mit allen erfahrenen Eltern einig: Die Kinder brachen die Wahrheit und werden sie verstehen – sich verstehen.
Ich hab geweint ab dem Satz “Ich habe meine Mama aus meinem Herzen verloren.‘ und doch hat er soooo recht. Seine Mama, wie er sie sich vorstell. Es ist großartig, das Ihr beiden das mit ihm ganz neu kennen lernt!!!
Ihr macht das unendlich toll!!!!
Danke das es Menschen wie Euch gibt!
Lasst Euch mal unbekannterweise drücken
JesS
Ganz lieben Dank =)
Hallo ihr Drei,
Beim Lesen hatte ich immer wieder Tränen in den Augen, aber nicht vor Traurigkeit, sondern Tränen der Rührung! Was für ein Glück für euren Sohn, dass er zwei so wundervolle Väter hat, die es ihm ermöglichen und ihm dabei helfen eine Bindung zu seiner Mama aufzubauen! Da ich das Standardmodell Familie habe (Vater, Mutter, Kind), kann ich mir die Emotionen aller Beteiligten kaum vorstellen! Ihr macht das wirklich toll!
Liebe bewundernde Grüße
V.
ihr seid so wundervolle Eltern und gebt dem schluuri genau was er braucht. Danke das wir daran teilhaben können.
❤
Wow wie toll ihr das macht. Ihr seid wundervolle Menschen ♥️
Ich bewundere Menschen wie euch so sehr, ich würde mir das nicht zutrauen. So viel Liebe, so selbstlos und respektvoll. Alles Liebe für euch.
awwww. wow. danke. wirklich. danke