Ich bin Schluuris Mama. Als Mann. Seine Herzmama.
Das sagen Pflegemütter zu ihren Kindern. Damit der Unterschied klar ist. Bauchmama und Herzmama.
Aber kurz etwas zurück.
Das war für mich bis vor kurzem überhaupt kein Thema. Also der Begriff. Schließlich bin ja keine Frau und der Begriff Mama ist doch an eine Frau gebunden. So dachte ich einmal.
Und auf dem Spielplatz ‘Mama’ gerufen zu werden?
Geht gar nicht. Das konnte ich mir so gar nicht vorstellen.
Ja ich mache viel mit. Bin albern für mein Kind und mir ist wenig zu peinlich, es nicht zu machen. Wenn Schluuri hinterher lacht und glücklich ist? Soll mir doch egal sein, was andere denken.
Aber der Schwule lässt sich Mama nennen? Echt jetzt?
Nein das wollte ich auf gar keinen Fall, das war mir eine Stufe too much.
Erst vor knapp 2 Wochen stieß mein Mann mich auf den Gedanken:.
“Vielleicht braucht Schluuri dieses Wort. Vielleicht möchte er auch Mama sagen dürfen, so wie ALLE Kinder im Kindergarten oder auf dem Spielplatz.”
Und wie es meiner Erfahrung nach immer bei solch emotionalen Themen ist, spüren die Kinder sofort, wenn uns Eltern etwas besonders beschäftigt.
Schluuri schien zu spüren, wie sehr mich dieses Thema beschäftigte.
Denn er fragte aus heiterem Himmel nach Mama.
Dabei nannte er mich Mama.
Also versuchte ich zu erklärte:
“Du hast eine Bauchmama, sie hat dich auf die Welt gebracht. Das kann ich nicht. Ein Mann kann kein Kind auf die Welt bringen. (Auch wenn ich ihn gerne in dem Glauben gelassen hätte, aber es bringt ja nichts – die Wahrheit zu verheimlichen spüren Kinder übrigens auch).
Aber ich bin wie eine Mama. Ich bin deine Herzmama.
Ich trage Dich immer in meinem Herzen. Ich bin immer Deine Mama.”
Da war es. Ausgesprochen. Und so schön. Mir wurde ganz warm und es fühlte sich so richtig an.
Schluuri schmiegte sich so sehr an mich.
Und ich? Ich fühlte mich einmal mehr wie Schluuris Mama.
Und danach war es gut. Er hat für sich die Möglichkeit das Wort Mama zu nutzen, mich so zu nennen und das scheint ihm zu reichen.
Er nennt mich meistens weiterhin Papi. Doch manchmal möchte er mich Mama nenne. Scheint es zu brauchen, weil er es immer wieder hört. Ob im Garten, wenn die Nachbarskinder nach ihrer Mama rufen oder er es im Hörspiel hört. Und das möchte er eben auch. Normal sein. Eine Mama haben. Also lasse ich ihn. Und genieße es auch.
Und wenn er mich doch in der Öffentlichkeit ‘Mama’ ruft?
Soll er. Gerne.
Ich habe mir das Thema und die Wichtigkeit dieses Begriffes klar gemacht.
Wenn er es in dem Moment braucht. Ist es eben so.
Dann stehe ich da und breite meine Arme aus und drücke ihn ganz fest.
Und hier beim Schreiben wird es mir wieder einmal richtig bewusst:
Mama ist kein Geschlecht.
Keine Geburtsverbindung.
Nein.
Mama ist eine Aufgabe.
Eine Verantwortung.
Liebe.
Mama ist Liebe. Und klar verstehe ich, dass es eine Unterscheidung geben muss.
Papa und Mama.
Die haben wir ja auch. Papa und Papi.
Aber Mama, das ist keine erteilte Aufgabe durch eine entstandene Verbindung im Bauch.
Mama ist ein Instinkt den Männer wie Frauen haben können, wenn sie ein Kind geschenkt bekommen.
Ich schreibe bewusst können, denn offensichtlich können diesen Instinkt nicht alle.
Sonst gäbe es keine Adoptiv-, Pflege- und Heimkinder.
Warum erzähle ich euch das?
Diese festgefahrenen Bilder von Mama und Papa.
Die sollen verschwinden.
Die Namen sind wichtig.
Ja.
Sie haben Bedeutung und unterscheiden.
Aber das Gefühl, das hinter Mama steckt,
kann genauso bei einem Papa entstehen.
Wenn dieser die bessere Mama ist.
Und das ist völlig in Ordnung.
Nicht jeder ist als Mama geboren. Ich offensichtlich schon.
Nicht jeder ist als Mathematiker geboren. Ich garantiert nicht. #wasistANALysis?
Es wäre schön wenn die Gesellschaft diese uralten Bilder über Bord wirft.
Nicht weil sie schlecht oder verkehrt sind.
Nein sie sind gut.
Aber eben noch viel mehr.
Eine Mama kann eine liebevolle Oma sein, die sich um Ihre Enkelkinder kümmert, weil die Eltern nicht mehr da sind.
Eine Mama kann ein liebender Vater sein, der zu Hause in Elternzeit ist.
Eine Mama bin ich.
Ein schwuler Mann. Verheiratet mit Pflegekind.
Traut Euch die Mama in Euch zu entdecken. Und traut Euch es zu sagen, wenn es nicht so ist.
In mir ist eine Herzmama erwacht und die schläft nicht mehr ein.
Danke , danke , dass es euch gibt , dass ihr eurem Kind all dass gebt was er braucht. Es gehört viel mut dazu aber auch hier denke ich dass sich Kinder ihre Eltern aussuchen. ❤
Awwwww…Daaanke…
Oh Kevin, es ist so schön geschrieben und so wahr. Wenn man es liest berührt es einen gleichzeitig im Herz, im Bauch und im Kopf! Es bringt einen zum Nachdenken über die Rollen die man so schön abgespeichert hat und du hast Recht! Mama zu sein ist eine Aufgabe und ein Gefühl, was man einem Kind entgegenbringt.Und wie du sagst, es ist ja nicht an ein Geschlecht gebunden! und du bist für Timmy seine Herzmama die/der ihn tröstet wenn er gefallen ist oder wenn er Bauchweh, einen Albtraum usw. hat . Macht weiter so mit eurer tollen Familie und vielen Dank ! Dankeschön, dass wir daran teilhaben dürfen !!!!
Danke. Danke. Danke
so wunderschön und so viel Liebe in Worte gefasst. ich liebe eure Storys und freue mich jeden Tag aufs neue drüber.
Awww daaanke ❤
Du bist doch so toll wie du bist. Dein Blog und dein Instagram Profil sind eine Bereicherung. Wer das nicht versteht hat ja dann auch da nichts zu suchen.