Da ist er. Endlich. Der Frühling. Wie wunderbar. Und er kommt mit voller Wucht! Als hätte alles in den Startlöchern gesessen und nur auf die intensiven Sonnenstrahlen gewartet, die nun alles und jeden wach kitzeln. Jedes Blümelein und jedes wilde Kraut, jeden Käfer, jede Biene, jede Ameise und Schnecke. Alle sind da. Und auch wenn wir uns tapfer durch den Winter geschlagen haben und aufrechten Hauptes durch die grauen Tage geschritten sind, so merken wir alle, wie uns selbst das Herz aufgeht. Welcher Strom von Gefühlen uns durchflutet mit nur einem einzigen Atemzug der frischen Frühlingsluft mit all ihren Düften. Als hätte auch unsere Nase einen tiefen Winterschlaf gehalten.
Jetzt ist er da. Und jetzt zu schreiben was im Garten zu tun sei, klingt unmöglich ob all dessen, was uns nun antreibt.
Deshalb das wichtigste vorweg: In der Ruhe liegt die Kraft.
Ich kenne das Gefühl selbst gut genug! Nun alles gleichzeitig machen zu wollen. Und die Angst etwas zu verpassen.
Etwas zu spät zu setzen oder zu säen. Alles soll geputzt werden, neues gepflanzt, altes gedüngt und ehrlicherweise denke ich schon jetzt an Feste im Garten zu denen alles grünen und blühen soll, damit unsere Gäste vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen. Alles Quatsch. Die Natur findet ohnehin ihren Weg. Ganz ohne uns. Und deshalb sieht sie uns auch nach, wenn wir nicht gleich überall nachhelfen.
Und deshalb schaffen wir etwas Struktur in unseren Gartenplan.
Zu allererst wird es Zeit, alte Blütenstände und Pflanzenteile des vergangenen Jahres wegzuschneiden, damit die neuen Austriebe Platz haben. Dabei sollten wir achtsam zu Werke schreiten, um neue Triebe nicht zu verletzten oder gar durch Reißen an vermeintlich trockenen und brüchigen Trieben Wurzeln freizulegen. Der trockene Schnitt liefert kostbares Material um einen neuen Kompost aufzusetzen und ihn mit feuchten Materialen wie den laufenden Küchenabfällen zu mischen. Der Kompost des letzten Jahres wird nun ebenfalls mit Vorsicht auseinandergenommen. Vorsicht deshalb, weil auch im Kompost während des Winters viele Tiere Zuflucht genommen haben. So finden sich z.B. dicke weiße Engerlinge des Rosenkäfers, der uns später im Jahr mit seinem schillernden Panzer unglaubliche Farben präsentiert und der übrigens nur abgestorbenes Pflanzenmaterial nascht. Die Mär, er fräße unsere Rosen ist Humbug. Ich finde sehr häufig auch Mäusenester. Manchmal auch mit Babys darin. Deshalb nehme ich den Haufen auch immer ganz langsam und Schicht für Schicht auseinander. Sollte man denn ein Mausenest entdecken, so zieht man sich zurück, trinkt einen Kaffee in der schönen Frühlingssonne und kann sich sicher sein, Mutter Maus hat ihre Kleinen binnen weniger Minuten geholt und in Sicherheit gebracht. Den Kompost siebe ich durch ein altes Wurfgitter, welches ich auf die Schubkarre lege, sodass das gesiebte „Gartengold“ direkt zu Stauden, Gemüse und Obstbäumen gekarrt werden kann.

Hier hat sich schon einiges Material angesammelt, um den neuen Kompost aufzubauen.
Es gibt nichts Besseres und vor allem nichts Saubereres als Euren eigenen Kompost! Was noch nicht weit genug verrottet ist, kommt entweder mit in den neu aufgesetzten Kompost oder kann z.B. unter das Beerenobst. Denn meist sind es eher Holzreste die noch nicht zersetzt sind und dafür sind Beeren, die in freier Natur im Wald wüchsen sehr dankbar. Und so habt Ihr auch quasi Euren eigenen Rindenmulch untergestreut, der auch den Wildkrautwuchs hemmt. Denn auch die Wildkräuter schießen und sprießen jetzt.
Und da sind wir auch schon bei der nächsten Aufgabe, die sich nachhaltig lohnt. Jetzt jäten! Wildkräuter haben nämlich per se einen Vorteil gegenüber allem, was wir pflanzen. Sie haben garantiert den optimalen Platz. Denn nur dort siedeln sie sich an. Und deshalb vermehren sie sich auch so freudig. Und deshalb hat es einen sehr nachhaltigen und effektiven Effekt, wenn wir nun die wenigen ersten Pflanzen entnehmen aus denen später viele, viele, viele würden. Für die experimentierfreudigen unter Euch: Viele Wildkräuter sind unglaublich gesund und liefern gerade zu Beginn des Jahres gute Nährstoffe, wenn unser eigener grüner Gabentisch noch etwas ausgedünnt ist. Eine Anleitung dazu würde hier den Rahmen sprengen. Löwenzahn oder Gänseblümchen, hat kaum einer nicht im Garten.
Ebenso sind Giersch, Vogelmiere und Gundermann nicht nur schmackhaft, sondern auch gesund.
Zum Thema Bestimmung und Verwendung, sowie den achtsamen Umgang findet Ihr im Internet zahlreiche Hinweise und Rezepte.
Wir haben auf einem Pflanzenmarkt einmal köstliche Gundermann-Schokolade verzehrt.
Zum Thema Schneiden mag ich den Sommerflieder gesondert erwähnen. Hier ist die klare Ansage: Seid mutig. Unsere drei Flieder haben schon jetzt ordentlich ausgetrieben und ich habe mittlerweile trotzdem keine Hemmungen mehr, sie ganz weit herunter zu schneiden.
Denn sie wachsen so kräftig und vor allem dichter und gesünder als wenn ich aus falscher Zurückhaltung das vorhandene Grün stehen lasse. Und prüft an der Stelle doch einmal, ob nicht unter, neben oder hinter dem Flieder ein Plätzchen für Brennnesseln ist.
Der Flieder ist nämlich eine großartige Nahrungsquelle für Schmetterlinge, aber nicht für deren Raupen. Diese ernähren sich bei manchen Arten nämlich ausschließlich von Brennnesseln und deshalb braucht es Eure Hilfe um neben die Küche auch das Kinderzimmer für diese zarten Geschöpfe bereitzustellen. Die Brennnesseln sind super anspruchslos und mehren sich meist ordentlich, sodass wir schon bald genug davon haben, dass es für die Schmetterlingsraupen UND uns reicht. Wir nutzen die Brennnesseln nämlich auch und setzen damit eine Jauche an, die nach dem Kompost gleich den nächsten sauberen und natürlichen Dünger für das laufende Jahr bildet. Dazu aber mehr im nächsten Monat.
Wenn wir nun alles Alte und einiges unerwünschte Neue entfernt haben, dann können wir dem kreativen Prozess frönen. Wo sind Stauden zu groß oder blühfaul geworden? Dort graben wir sie vorsichtig aus, teilen den Horst mit dem Spaten oder einem scharfen Messer und setzen sie neu. Eine Wiederholung der gleichen Pflanze an anderer Stelle gibt ein sehr harmonisches Bild des Gartens.
Oder kümmern die Pflanzen vielleicht, weil es doch der falsche Standort ist? Hey, wir dürfen Fehler machen. Und Erfahrung sammeln. Dann setzen wir eben um. Natürlich locken nun ALLE Läden mit neuen Blumen. Dazu nur ein kurzer Gedanke. Ein Baumarkt hat billige Angebote. Aber gute Beratung und gute Pflanzen finden sich in Gärtnereien. Letztere sind mittlerweile auch online gut vertreten und da fällt die Suche nach biologisch wertvollem auch nicht schwer. Und es gibt derzeit viele Pflanzenmärkte an den Wochenenden, wo es Freude macht zu schlendern und sich auch von ganz neuen Angeboten inspirieren zu lassen.
Das Gartenjahr nimmt Fahrt auf. Lasst Euch Zeit. Lasst dem Garten Zeit. Ich mag mich wiederholen. Aber auch in diesem Monat gilt: Kaffee oder Tee oder an warmen Tagen den ersten Milkshake bereiten und ab nach draußen. Nehmt Euch 10 min. Zeit. Für Euch. OHNE HANDY – auch wenn es wundervolle Blogs zu lesen gibt ;o). Einfach in den Rasen setzen und Augen, Ohren und Nase öffnen und die Gedanken um die Wette fliegen lassen mit den ersten Tagpfauenaugen. Oder dem Marienkäfer beim Schmatzen zuhören, wenn er des Frühlings erste Blattlaus mampft. Und sich selbst von Sonnenstrahlen wach kitzeln lassen.
Denn er ist endlich da, der Frühling!
Und wieder super informativ und wunderbar geschrieben! Herzlichen Dank! Und warum wundert es mich nicht das ihr sogar ein Herz für die Schmetterlings- und Mäusekinder habt? Ihr seid einfach toll ihr Zwei!
Liebe Grüße vom Bodensee
Kati