Der März. Frühlingsanfang. Das ich nicht lache. Erst war es noch a…kalt und nun ist es nass und pfui. So denke ich, wenn ich aus dem Fenster schaue. Aber wenn die Hühner dann laut genug zetern, um mich daran zu erinnern, dass sie noch nichts zu essen bekommen habe und ich hinaus in den Garten gehe… dann ist er da, der Frühling. Fachleute unterscheiden ja noch den Vorfrühling, den Erstfrühling und den Vollfrühling. Da Wetter- und Temperaturlagen ja regional unterschiedlich sind, kann man DEN Frühling eben nicht einfach benennen. Deshalb orientiert man sich dann an sogenannten „Leitpflanzen“. Wenn die Hasel blüht sind wir im Vorfrühling, die Forsythienblüte zeigt den Erstfrühling an und den Vollfrühling erkennen wir unter anderem daran, dass der Apfel blüht. (Quelle: kraut&rüben, Gartenjahrbuch 2018, Wolfram Franke).
Nun sagt Ihr berechtigterweise vielleicht: Habe ich gar nix von im Garten. Dann schaut einfach übern Zaun. Eine Forsythie steht leider in jedem zweiten Garten. Ok, ich nehme das leider zurück. Sie sind in der Tat hübsch anzuschauen. Aber was nicht alle wissen: Sie stammen aus Asien und werden von den ersten, erwachenden (Wild-) Bienen und Nektar suchenden Insekten links liegen gelassen. Denn Nektar gibt es in der Blüte der Forsythie nicht. Nur Pollen bietet sie. Eine heimische Alternative für den biologischen Garten ist die Kornelkirsche. Die blüht ebenfalls gelb, auch wenn sie sich dabei weit bescheidener gibt. Man muss manchmal eben ein wenig genauer hinschauen, um die Schätze der Natur zu entdecken. Und bei genauem Hinschauen, ist sie einfach entzückend – und bietet einen reich gedeckten Tisch für unsere geflügelten Frühaufsteher. Sie blüht zudem noch früher als die Forsythie, nämlich schon im Vorfrühling gemeinsam mit der Hasel.

Eine Biene frohlockt in unserer Kornelkirsche © René Silvergieter Hoogstad
Ein letztes zur Kornelkirsche: Wer sie nicht nur zum Wohle der Gartenbewohner anpflanzen möchte: Die ausgereiften Früchte tragen nahezu doppelt so viel Vitamin C in sich wie Zitronen. Sie schmecken auch ordentlich sauer und lassen sich in diversen Rezepten für Marmelade& Co. verarbeiten. Unsere erste Kornelkirsche haben wir als sehr kleines Pflänzchen in unserer „wilden Gartenecke“ gesetzt. Sie hat sich ein wenig Zeit genommen, ist aber nach 5 Jahren schon ein stattlicher kleiner Strauch und wir hoffen, dieses Jahre auch einen Marmeladenversuch starten zu können.
Aber noch einmal zu den Leitpflanzen. Es gibt ein paar sehr auffällige, wie die oben genannten. Haltet nach Ihnen in anderen Gärten oder Anlagen bei einem gemütlichen Spaziergang Ausschau und dann schaut anschließend mal im eigenen Garten, was bei Euch in dieser Zeit blüht. Und schon habt Ihre Eure ganz persönlichen Anzeiger, um Euch im Beginn des Gartenjahres zu orientieren. So sagen mir die verblühten Schneeglöckchen und Winterlinge, dass der Winter sein Ende findet und spätestens die ersten zarten Blausternchen in einer eher schattigen Ecke, zeigen in unserem Garten den Erstfrühling.

Krokus, Krokus, sage mir – welchen Frühling haben wir? © René Silvergieter Hoogstad
Von der akademischen Seite des Frühlings nun aber mal weg: Frühling bedeutet für uns Erwachen. Die meisten dieser kleinen Farbfeuerwerke sind pflegeleicht und vermehren sich ohne großen Aufwand. Am Auslauf des Hühnerstalls waren schon die ersten fleißigen Ameisen zu sehen. Und just gestern konnten wir schon die erste Wildbiene schwirren sehen und beim fröhlichen Wühlen in der Krokusblüte beobachtet. Auch am Boden können wir für Nahrung sorgen mit Wildkrokussen, Kegelblume, dem oben erwähnten Blausternchen und Stern- und Traubenhyazinthen.
Erwachen bedeutet aber auch: Jeder hat sein eigenes Tempo. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, haben wir im vergangenen November dafür geworben, den Garten vor dem Winter NICHT aufzuräumen. Die stehengebliebenen Blütenstände unserer Stauden bieten im Winter den Vögeln Nahrung, säen sich in Ruhe ein wenig aus und geben schneebedeckt die phantasievollsten Gartenlandschaften. Sie bieten aber auch zahlreichen Insekten Unterschlupf und Winterruhe. Darunter zahllosen Nützlingen, wie Marienkäfer oder Florfliege. Beide sorgen im Frühjahr für eine eklatante Reduzierung der Blattläuse. So vertilgt eine einzige Larve des Siebenpunkt- Marienkäfers in ihrer vierwöchigen Entwicklung locker 500 Blattläuse. Das sag ich nur: Prost Mahlzeit!

Ein früh erwachter Nützling. Pflanzenschutz, garantiert bio! © René Silvergieter Hoogstad

Die Samenstände der Lampionblume zaubern schöne Akzente in den winterlichen Garten.
Nun juckt es uns selbst ja auch in den Fingern, bei den ersten Sonnenstrahlen aufzuräumen, klar Schiff zu machen, Platz für den Neuaustrieb der geliebten Pflanzen. Unser Tipp: Entweder ein wenig Geduld üben und die alten Blütenstände belassen, bis die neuen Austriebe zu sehen sind. Spätestens dann sollte man wirklich schneiden. Wer aber jetzt schon vertrocknetes wegschneiden mag: Belasst es auf einem Haufen. Entweder in der Nähe des Kompostes oder vielleicht unter einem Strauch, Busch, Baum, wo es erst einmal nicht stört und vielleicht ein wenig vor Witterung geschützt ist. Dann haben alle Insekten Zeit nach Ihrem eigenen Rhythmus aufzuwachen und die Schlafstätten zu verlassen, anstatt in der Biotonne nach tapfer überstandenem Winter den Tod zu finden. Wer einen offenen Kompost hat legt dort alles locker zuoberst auf. Spätestens wenn ich im April den Kompost abschöpfe und auf die Beete verteile wird das trockene Material wieder schön in den neu aufgesetzten Kompost mit eingearbeitet. Dann haben sich auch alle Wintergäste aus dem Staub gemacht.
Was im März noch zu tun ist – soweit nicht schon erledigt, ist die Vorbereitung der Anzuchten. Wir planen dieses Jahr ein wenig später zu starten, da wir letztes Jahr die kraftstrotzenden Jungpflanzen nicht nach draußen bringen konnten, weil es dort einfach nicht warm werden wollte. Sie kümmerten dann ein wenig unglücklich vor sich hin und hatten einen schweren Start ins Gartenjahr. Wir haben unsere Samenbestände für dieses Jahr schon gesichtet und auch noch dieses oder jenes nachbestellt. Ohne werben zu wollen, mag ich den Bioversand „Dreschflegel“ empfehlen. Allein der Katalog ist herrlich Öko, alle Abbildungen liebevoll gezeichnet – anstelle der üblichen Hochglanzfotos und es wird viel Hintergrundwissen vermittelt. Und alles, was wir letztes Jahr von dort bekommen haben, war von bester Qualität. Unsere Tagetes, Schmuckkörbchen und die Kapuzinerkresse habt Ihr ja selbst auf einigen Fotos sehen können. Und gerade gestern kam ein sehr schmackhafter Lauch in unsere Suppe, der noch vom letzten Herbst auf dem Gemüsebeet steht.

Die Fette Henne zeigt schon eifrig Ihren Neuaustrieb. Bald wird es Zeit, die alten Triebe zu schneiden

Die Samenstände der Fetten Henne aus dem Vorjahr. Sie sind per se schon eine Zierde. Sie geben dem winterlichen Garten Struktur und lassen vom künftigen Sommer träumen. Das tun auch die kleinen Insekten, die darin schlummern.
© René Silvergieter Hoogstad
Die Fette Henne zeigt schon eifrig Ihren Neuaustrieb. Bald wird es Zeit, die alten Triebe zu schneiden.
Ich würde jetzt auch gerne prahlen, dass wir unsere Anzuchterde selbst herstellen. Das Rezept ist zwar einfach. 1/3 Sand, 1/3 reifen Kompost und 1/3 normale Gartenerde, das Ganze je nach Bedarf noch mit Gesteinsmehl versetzt. Aber wer seine Jungpflänzchen vor möglichem Pilz oder Schädlingen schützen mag, sollte die Erde dann auch noch sterilisieren – in Ofen oder Mikrowelle. Und dann muss sie noch fein gesiebt werden. Kurzum: Das versuche ich dann mal, wenn mein Sohn etwas älter ist und ich mehr Zeit habe. Bis dahin muss sie käuflich erworben werden.
Der Vollständigkeit halber muss natürlich auch von den wenig angenehmen Arbeiten gesprochen werden. So macht es natürlich Sinn, schon jetzt den ersten Wildkräutern, die uns im Garten sonst überhand nehmen, jetzt in der ersten Wachstumsphase zu Leibe zu rücken. Aber Vorsicht. Wer nicht weiß, was da gerad austreibt lässt es lieber stehen und jätet dann später.
Zu guter Letzt haben wir schon unsere Holzbank wieder hinausgestellt und schon den ersten Kaffee in herrlich wärmender Nachmittagssonne zu uns genommen. Denn das haben wir uns für dieses Gartenjahr ganz oben auf die Liste geschrieben. Den Garten auch einfach mal Garten sein lassen und genießen. Und das schon im allerersten Vorfrühling.
Lieber René!
Danke für den außerordentliche informativen Beitrag! Und ich dachte immer das die Forsythie eine heimische Pflanze ist. Und dank Deines Beitrags lasse ich auch bei den nächsten Sonnenstrahlen einfach mal den Garten Garten sein und genieße ohne schlechtes Gewissen (allein die grausame Vorstellung das die mühsam überwinterten Käferlein dann ihren Tod in unserer Biotonne finden….schrecklich). Freue mich schon auf Deinen April Beitrag, Kevin soll unbedingt darauf hinweisen. So, genug geschnackt! Grüße Kati
Ich liebe eure Kategorie #durchwachsen.
Seit wir unser eigenes kleines Häuschen plus Garten haben, werde ich nach und nach auch zur kleinen Gärtnerin 😉
Habt ihr den Erfahrung was den Rasen angeht?
Wir haben eine schöne große Fläche zum Spielen, Toben und Plantschen. Allerdings ist dies eher eine Wiese als ein Rasen. Was zwar schön anzusehen ist, ist im Sommer leider für unseren Kleinen eine Tortur, da sich die Bienen fleißig in der Wise tummeln.
Wir würden ihn daher gerne im Frühjahr vertikutieren, neu einsähen und düngen… Aber wie und in welcher Reihenfolge?!
Wir wollen lieber Wiese. Aber ich verstehe dich. Erst vertikutieren. Dann neu sähen.
Und morgens oder abends wässern und auch zu diesen Zeiten mähen.
Ein sehr informativer Textvielen Dank dafür ❤
Das freut uns 😉