Ich stehe kniehoch im Grün. Zumindest da, wo ich meinem eigenen Rat des letzten Monats nicht gefolgt bin und nicht zeitig gejätet habe. Kniehoch stehen Gräser, hüfthoch die Süßkartoffeln, welche sich so frech ausgebreitet haben, dass ich schon fast versucht bin, sie stehen zu lassen um später im Sommer ein gelbgoldenes Blütenmeer zu genießen. Aber ein überwältigender Anblick wird es auch werden mit ein paar Pflanzen weniger. Sie lassen sich ja zumindest leicht rausziehen. Anders schaut das z.B. mit dem kriechenden Hahnenfuss aus. Wie der Name schon sagt, kriecht er heimlich und hinterhältig durch alle Beete und gar in den Rasen hinein. Aber ist er wirklich so lästig? Ja, er wächst überall hin. Na, und? Er begrünt die Zwischenräume. Und gerade jetzt setzt er entzückende kleine leuchtende Sonnen kreuz und quer in den Garten. Wir haben uns an ihn gewöhnt. Und wo er doch mal einer Staude die Luft nimmt, wird er behutsam entfernt. Also behutsam, der Staude wegen. Ergo ich stelle mir immer öfter die Frage: Stört das wirklich? Ist es für mich ein UN-Kraut? Auch die Minze übertreibt es total. Sie hat sogar den ebenso aufmüpfigen Majoran verdrängt. Und was soll ich sagen? In ihren unzähligen Blüten werden sich später Hummeln und Bienen nur so tummeln. Im Majoran übrigens auch. Und ich rupfe sie ab und an im Vorbeigehen und verzaubere damit unser Tafelwasser. Also ok, mein Mann macht das. Er ist der „Wasser-mit-Geschmack-Fetischist“ bei uns.
Kriechender Hahnenfuss – oben flirtet er mit einer violetten Akelei, unten umzingelt er die Fette Henne.
Zum Thema Unkraut, Wildkraut, Jäten ein abschließendes Wort: Überlegt Euch, ob es wirklich stört. Und ob es die Mühe wert ist. Vermeidet endlose Grabenkämpfe. Nehmt das Grün nur dann raus, wenn Ihr zeitnah etwas Neues dort pflanzt. Ansonsten: Lasst es stehen. Ein bedeckter Boden hat mehr Leben inne. Kleinstlebewesen gedeihen, der Boden wird nicht von Wind und Regen ausgewaschen. Lebender Mulch sozusagen.
Ich entnehme nun auch den Kompost. Ich bin etwas spät dran. Aber ich habe auch gerade in einer NABU-Broschüre gelesen, dass es für viele Wildbienen zuträglich ist, den Kompost nicht vor April umzusetzen. Also ist doch der Mai bestimmt noch besser. Sehr glücklich und wohlgenährt schauen zumindest die Rosenkäferlarven aus. Ich erwähnte sie letzten Monat schon und kann sie Euch nun auch zeigen, die kleinen Dickerchen. Ich habe gerade mal zwei Komposter zu einem guten Drittel geleert und schon locker 30 Engerlinge herausgefischt. Sie zucken dann herum und schauen mürrisch und ich setze sie dann in einen eigens dafür bereitgestellten alten Blumentopf und schütze sie mit Erde auf das sie in Ruhe erwachsen können.
Rosenkäferlarven im Kompost.
Ich habe hier mal ausnahmsweise ein Bild entliehen, da ich Euch noch keinen erwachsenen Käfer präsentieren kann, Ihr aber wissen sollt, was es hier zu schützen gilt. Ein wirklich farbenprächtiger Geselle, der das Leben im Garten deutlich bunter macht.
Bildquelle: Fritz Geller-Grimm – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Aber zurück zum Kompost. Ich siebe ihn grob und bringe ihn aus. Da gibt es nun etliche Empfehlungen zu Litern pro Quadratmeter in schlauen Büchern. Aber hier darf auch gerne mal das Bauchgefühl herhalten, wenn fürs Studium der Botanik-Lektüre keine Zeit ist. Spätestens beim Ausbringen ist dann auch der Moment gekommen, da die Handschuhe weg müssen. Ein großartiges Moment, mit der bloßen Hand im frischen Kompost zu wühlen. Und ihn den Pflanzen zu geben. Sie damit zu umsorgen.
Ein grobes Durchwurfsieb auf die Schubkarre gelegt, ein Ast darunter auf dem ich es zum Sieben hin und herrolle und der frische Kompost gleich in der Karre, um ihn bequem in jede Ecke des Gartens zu bringen.
Frische Erde in meinem Händen – einer wundervolles Gefühl
ACHTUNG Kuschel-Alarm! Ich gebe es zu. Gelegentlich spreche ich mit meinem Pflanzen. Ich bedanke mich, wenn ich einem Salbei Blätter abreiße, um damit unsere Halsschmerzen zu kurieren. Es gibt nichts Wirkungsvolleres! Oder ich schneide Blätter aus unserem Lorbeer für herzhafte Würze in Krautgerichten. Da ist ein Dank angebracht. Und ich bin mir ganz sicher, sie wachsen daraufhin erst recht und strengen sich besonders an für uns! Und den Kompost gebe ich mit Bedacht und großer Achtung vor dem Kreislauf des Lebens. Es erfüllt mich mit Ehrfurcht immer wieder aufs Neue zu erfahren, wie aus vermeintlich totem Material diese wohlduftende, vor Leben strotzende Erde entsteht. Erde, aus der dann wiederum farbenfrohe Blumen und köstliches Gemüse und Obst erwachsen. Hab Dank, Mutter Natur. Kuschel-Alarm ENDE!
Ich habe dann heute auch eine gute Stunde gehäckselt. Jesses. Alles alte, trockene Material sitzt nun zerkleinert in Gefäßen und wartet darauf mit feuchtem Material wie frischen Küchenabfällen oder auch frischen Schnitten aus dem Garten neu aufgesetzt zu werden. Die Mühe lohnt sich in jedem Fall.
Das Einmaleins des Kompostierens: Je kleiner das Material, desto schneller das Ergebnis. Auch Würmer, Kellerassel & Co. mögen kleine Häppchen
Parallel zu meiner Bodenverbesserung ist mein Mann derzeit das Sä- und Pflanzwunder. Die Gurken sind schon aus dem Frühbeet in den Gemüsegarten gezogen. Ja, die letzten Eisheiligen kommen erst in 2 Wochen zu uns. Aber sollte es noch einmal kalt werden, decken wir sie nachts mit Eimern o.ä. ab. Im Zweifel aber eher warten. Sie holen das Wachstum nach spätem Auspflanzen schneller auf, als uns eine zu kalte Nacht verzeihen. Unsere Gurken bekommen übrigens einen Zaun gestellt. Spart Platz und mindert die Gefahr, dass sie am Boden faulen, bzw. schimmeln oder leichte Beute der Schnecken werden. Tomaten und Salate wachsen auch schon fröhlich im Frühbeet unter Glas und auch die Samen des leckeren Basilikum vom letzten Jahr gehen schon auf. In unseren Staudenbeeten hat Kevin Ableger entnommen oder Horste geteilt und an neuen Stellen gruppiert und gepflanzt (siehe auch unser Bericht im April). Hier – wie bei allem Gesäten und Gepflanzten gilt: Feucht halten. Besonders bei den sehr heißen Tagen. Eher morgens denn abends gießen, denn die Schnecken gehen tagsüber nicht so gerne in der Sonne spazieren.
In Sachen Umweltschutz rückt ein nicht mehr ganz neues, aber immer deutlicher „zu nachte“ tretendes Thema: Lichtverschmutzung. So nach und nach umzingeln uns alle Nachbarn mit Solarlampen. Sicher, der Strom ist höchst umweltfreundlich produziert. Aber dafür ist unser Nachthimmel höchst unnatürlich erhellt. Irritiert wird davon nicht nur die gelegentliche Motte. Man beobachtet mittlerweile immer stärker auftretende Verhaltensstörungen bei unzähligen Insekten- und auch Vogelarten. Ich finde es selbst wunderbar, eine Party zu feiern und unser schöner Garten ist sanft beleuchtet, wenn es dämmert. Wobei ich persönlich Ölfackeln noch schöner finde. Mein Mann hängt aber auch schon gerne mal einen Baum voller Solarlampions. Aber muss es jeden Tag und vor allem jede Nacht leuchten? Auch wenn wir selbst gar nicht mehr hinausschauen? „Feinkost Albrecht“ und Co. überschütten uns mit immer günstigeren Angeboten von Lampen, Lampions und auch Fackeln in allen Größen und Formen und alle „in Solar“. Aber müssen wir uns wirklich jede Nacht auf Kosten der Umwelt beleuchten? Einfach nach dem Prinzip: „Warum leckt sich der Hund die Eier? – Weil er es kann!“ Die Ironie erkennt jeder, der mal ehrlich daran denkt, wie traumhaft der Sternenhimmel aussah im letzten Urlaub am Meer oder in den Bergen. Und warum strahlte der so wunderbar? Und wie herrlich fühlte es sich für uns an…? Eben.
Zu guter Letzt wiederhole ich mich gerne: Genießt den Garten. Gerade jetzt, wo man glaubt am liebsten alles gleichzeitig machen zu müssen – einfach mal chillen und die vielen Düfte genießen, das Licht, den freien Himmel, das Leben. Z.B. mit einem leckeren Erdbeerkuchen vom Oma! In diesem Sinne: Viel Spaß bei allem was Ihr tut. Seid gut zur Natur und zu Euch selbst.