Wir sitzen am Feuerkorb draußen bei Freunden. Wir unterhalten uns. Wir sind Eltern die sich austauschen. Normale Eltern. Regenbogenpflegeeltern.
Hinter uns liegt ein wundervoller Tag in der Lochmühle. Dann Grillen und jetzt den Abend ausklingen lassen.
Lange konnten wir unseren Sohn nicht einfach mit anderen Kindern spielen lassen. Denn erstens bekam er das noch nicht so gut hin und zweitens war da das Sprachverständnis. Also nicht seines. Sondern andere Kinder verstanden ihn einfach nicht so gut. Kinder können da echt hart sein.
Nicht dieses Mal.
Schon vor dem Grillen spielten die beiden Ewigkeiten auf dem Trampolin. Beim Abendessen sagte unser Sohn wie toll die beiden anderen Papas sein und wie lecker das Essen.
Und das nicht kalkuliert. Sondern ganz ehrlich raus. Ohne irgendwelche Erwartungen was seine Worte jetzt auslösen. Wie wunderbar wundertoll ist das denn bitte?
Können wir Erwachsenen uns bitte wieder von diesen Erwartungen frei machen. Und mehr frei raus sagen was wir denken und fühlen. Ohne darauf zu hoffen oder zu spekulieren was unsere Worte jetzt bewirken könnten?
Ich nehme es mir definitiv vor.
Ganz ehrlich und frei
Nach dem Essen sitzen wir Erwachsenen also am Feuerkorb und genießen es einfach zu reden. Mit der Gewissheit, dass unsere Kinder gerade eine tolle elternfreie Zeit haben.
Da kommt unser Sohn und fragt wann denn das versprochene Eis komme.
So frei. So lieb. So selbstbewusst.
Mir schießen Tränen in die Augen. Da erst begreife ich was für ein Meilenstein gerade passiert ist. Unser Sohn spielt einfach mit der Tochter unserer Freunde. Sie versteht ihn.
Und dann kommt er auch noch zu uns nach unten und fragt nach dem Eis.
Ohne Scham.
Ich könnte glücklicher nicht sein.
Was ein Meilenstein.
Was eine Entwicklung, das unser Sohn jetzt so selbstsicher ist, das er einfach spielen kann. Ohne uns als Moderatoren zu brauchen. Einfach Erwachsenen seine Bedürfnisse mitteilt. Ich weiß noch sehr gut, dass ich als Kind nicht so selbstbewusst war. Ich hätte mich nicht getraut die Eltern meiner Freundin nach einem versprochenen Eis zu fragen. Ich hätte gewartet bis ich es angeboten bekomme. Oder eben verzichtet.
Und wie schade ist das denn?
Erwachsene können eben auch etwas vergessen. Und das nicht selten.
Wie wundervoll, das unser Sohn keine Angst hat und auch keine Scheu. Einfach nachfragt.
Erst in diesem Moment merke ich wie es sich anfühlt ein Kind zu haben das sich frei entwickelt und sich geborgen und wohl fühlt. Eben ein ganz normaler Junge.
Eis am Lagerfeuer
Er bekommt ein Eis gebracht und kuschelt sich zu Papa auf den Schoß und genießt sein Eis am Lagerfeuer. Mein Herz wird ganz warm und leicht. Wie viele Sorgen und Gedanken haben wir uns gemacht.
Wie viel haben wir gegeben.
Geben immer noch so viel.
Und das mit viel Liebe. Denn genau dort und auch hier beim Schreiben weiß ich wie viel Liebe wirklich kann. Ich kann es sehen und viel mehr. So richtig greifbar spüren.
10 Sekunden später ist das Eis weggeatmet und unser Sohn kommt zu mir auf den Schoss. Erzählt mir vom Spielen und vom Tag. Macht einfach Quatsch mit mir.
Ganz glücklich. Ganz gelöst. Ganz frei.
Auf die Frage ob er wieder mit spielen kommt antwortet er, er wolle noch mit mir reden, geht dann aber doch wieder mit.
Es ist mittlerweile kurz nach 9 und unser Sohn müsste eigentlich hundemüde sein, aber wir wollen ihn nicht ausbremsen. Nicht heute. Eigentlich gar nie. Nur kennen wir unseren Sohn und wissen wann es besser ist ihn liebevoll auf die Nacht vorzubereiten.
Heute nicht. Heute lassen wir ihn. Er wird schon kommen wenn er müde ist.
Und genau so ist es. Ein knappe halbe Stunden später steht er wieder unten und sagt er wolle nicht mehr wach sein und möchte jetzt ins Bett.
Papa bringt ihn hoch. Ich gehe noch schnell hoch, ihm einen gute Nacht Kuss geben weil der andere Papa, der Papa der dort wohnt, schon seinen Traumsand auspackt. Schluuri nimmt mich gar nicht mehr richtig wahr.
Und das ist in Ordnung. Ein Zeichen das er sich richtig wohl fühlt.
Traumhaftwundergroßartigtoll.
Dann bekommt er noch von seiner besten Freundin, wie er jetzt sagt, eine Geschichte vorgelesen.
Und wir Eltern? Wir sitzen noch ganz lange am Feuerkorb.
Glücklich und selig schlafe ich etwas später ein.
Wenn Liebe Wunder vollbringt
Und erst jetzt ein paar Tage später begreife ich wie groß und wunderbar diese Entwicklung ist. Denn heute als unser Sohn mit dem Enkel der Nachbarin spielt, stehen die beiden gemeinsam an der Schubkarre und spielen. Gemeinsam. Noch beim letzten Besuch konnte der Junge mit unserem Sohn nichts anfangen weil er ihn nicht verstand.
Gebt einfach niemals auf. Und vor allem: lasst euch und euren Kindern alle Zeit der Welt. Es muss nicht mal ein so “besonderer” Fall sein wie bei uns.
Denn jeder Mensch ist anders.
Jedes Kind fängt an einem anderen Startpunkt an.
Jedes Kind hat ein andres Ziel.
Einen anderen Weg.
Wir können unsere Kinder vom Start bis zum Ziel lieben.
Dann schaffen sie es.
Ganz bestimmt.