Die Life-Shows:
Es wird also ernst. Man hat ein passendes Kind für uns gefunden.
Aber noch ein wenig zurück.
Mit den ganzen Unterlagen (handgeschriebener Lebenslauf, Fotos von uns, Gesundheitszeugnis und ausführliches polizeiliches Führungszeugnis) setzten sich alle Kolleginnen das Jugendamtes zusammen und schauen welche Bewerber am Besten zu welchem Kind passen könnten.
Normalerweise bekommt man erst die Akte, dann lernt man die leiblichen Eltern kennen und zum Schluss sieht man ein Bild.
Wir bekamen die Akte. Mit Bildern. Die Mutter war noch nicht bereit für ein Treffen. Unser Sohn brauchte aber dringend eine Familie.
Das. Ist. Ein. Komisches. Gefühl.
Wir bekamen die ersten 3 Jahre unseres Sohnes erzählt. Danach durften wir ein Foto sehen.
Emotionaler Overload. Das könnte unser Kind sein.
Das war das erste was wir sahen. Ein Foto. Und obwohl ich versuchte sachlich zu bleiben und erst einmal das Bild wirken zu lassen, war es doch nach dem Blick auf das Foto vorbei. Ich hatte Tränen in den Augen. Überwältigend. Allein der Gedanke, ich könnte da gerade mein Kind anschauen. Irre.
Tränen.
Ich bin eine Heulsuse 😉 Dazu stehe ich auch.
Ob wir uns vorstellen könnten den kleinen Mann kennenzulernen war da eigentlich schon eine überflüssige Frage.
Es wurde also ein Termin im Kinderheim, für ein erstes Treffen ausgemacht.
Wie das war, habe ich ja schon berichtet.
Trotzdem noch einmal in Kürze.
Zuerst sollten wir einen Brief schreiben. An Schluuri. Wer wir seien, wie es bei uns aussäe und das wir ihn kennenlernen wollen. Diesen Brief bekäme er dann gezeigt und könne ihn sooft anschauen und vorgelesen bekommen wir ER möchte.
Als wir ihn treffen, kennt er uns also auch schon von Fotos.
Wir kommen also in den Garten des Kinderheimes und werden von einer Horde Kinder empfangen. Nur von einem nicht. Unser kleiner ‘Schatz in spe’, sitzt im Sandkasten und beobachtet erst einmal. Und, ist überfordert? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall bleibt er schüchtern im Sandkasten. Wir sollen uns im Hintergrund halten.
Aber als die Gießkanne mit einem Stock verstopft, darf mein Mann doch helfen. Die Freude beim Kleinen ist groß. Und meine Augen schon wieder voll mit Tränen. Habe ich da gerade eine erste Erinnerung mit Papa und Sohn erlebt? Eine wundervolle erste Begegnung von der wir noch lange erzählen? Oder bleibt es bei einem kleinen Sandkasten Plausch?
Schluuri hat offensichtlich auch einen Draht zu meinem Mann, denn etwas später, klopft er neben sich auf den Holz Rand des Sandkastens und zeigt auf meinen Mann. Schmelz. Und, klar ihr könnt es Euch denken: Tränen. Wie gesagt ich stehe dazu.
Nun folgte eine sehr emotionale ‘Kennenlernphase’. Wie das klingt. Aber ja, wir mussten unser Kind erst einmal kennenlernen.
Wir machten Ausflüge und verbrachten Zeit miteinander. Am Anfang eine Stunde und am Ende einen ganzen Tag. Nachmittags mussten wir den Kleinen wieder ins Heim bringen.
Ich muss es glaube ich nicht schreiben. HEULANFALL. Schluuri sowieso. Und ich auch jedes mal, wenn wir im Treppenhaus waren. Ich hatte ihn einfach sofort ins Herz geschlossen. Warten? NEIN. Jetzt. Sofort. Lasst ihn uns mitnehmen.
Aber klar, ich bin der Erwachsene und weiß, dass er sich erst an uns gewöhnen muss.
Wir spielen also erst in seinem Zimmer im Heim und beschnuppern uns. Er lässt sofort Körperkontakt zu und fordert ihn sogar ein.
Als wir gehen müssen, bricht er sofort in Tränen aus. Ist doch das Thema Trennung genau sein Problem. Wir zeigen zusammen auf die Finger wie oft er noch schlafen muss, bis wir wieder kommen.
Da mein Mann und ich beide zu dem Zeitpunkt Vollzeit arbeiteten (beide Flugbegleiter) waren immer 3-5 Tage zwischen einem nächsten Treffen. Wie schrecklich. Für uns genauso wie für ihn.
Beim nächsten Besuch sind wir im Heim in den Garten gegangen. Und wieder ein Besuch später, alleine mit ihm um die vier Ecken. Was war das aufregend. Er hat so gestrahlt und jede Berührung genossen. Ich auch.
Es folgte ein Besuch in der Eisdiele. Dann der erste komplette Tag. Ausflug in den Opelzoo. Wir zu dritt. Ohne irgendwelche beobachtenden Kinder oder Pädagogen. Großartig.
Vom ersten Besuch bei uns zu Hause berichte ich Euch im nächsten Eintrag. Nur noch soviel, diese ‘Kennenlern-Geschichte’, liebt Schluui. Er möchte sie immer wieder hören. Ist es doch die ‘Schluuri-Geschichte’. Und der Start unserer Familie =)
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Bis eben hielt ich mich nicht für eine Heulsuse…..aber bei so netter Gesellschaft. …
Gänsehaut am ganzen Körper! Musste auch ein Tränchen verdrücken. So schön und emotional geschrieben 🙂 dein Blog ist KLASSE!!!
Danke ❤